Leaky-Gut-Syndrom: Wenn Darmgesundheit löchrig wird

Verschiedene Anti-Nährstoffe können der Darmgesundheit schaden.

Viele Menschen denken bei körperlichen Beschwerden nicht an den Gesundheitszustand ihres Darms. | Bild: rangizzz – Fotolia

Beim „Leaky-Gut-Syndrom“ handelt es sich um eine krankhaft erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut. Unerwünschte Stoffe gelangen so durch die Darmwand in den Blutkreislauf und können sich darüber im Körper verteilen. Das Leaky-Gut-Syndrom wird auch als „Sickerdarm“ bezeichnet. Die erhöhte Durchlässigkeit verursacht Vergiftungserscheinungen, welche unterschiedlichste Symptome und Krankheitsbilder hervorrufen können. Eine Möglichkeit der Therapie ist eine Ernährungsumstellung.

Die Folgen der Vergiftungserscheinungen hängen von der Art des unerwünschten aufgenommenen Stoffes und der Konstitution der Betroffenen ab. Da die Symptome unspezifisch sind, ist es nicht leicht, das Leaky-Gut-Syndrom zu diagnostizieren. Doch wie entwickelt sich eigentlich ein Leaky-Gut-Syndrom, und wie kann man ihm vorbeugen?

Anti-Nährstoffe können der Darmgesundheit schaden

Viele Pflanzen nutzen bestimmte Anti-Nährstoffe, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Diese sind zum Beispiel in vielen Getreidesorten und Hülsenfrüchten enthalten, aber auch in geringeren Mengen in Nüssen. Werden diese Stoffe in größeren Mengen verzehrt, können Sie zu Vergiftungserscheinungen oder einer verringerten Verfügbarkeit anderer Nährstoffe führen. Zu den Anti-Nährstoffen zählen:

Lektine – Dabei handelt es sich um eine spezialisierte Art von Eiweißen (so genannte Glykoproteine), die sich an Zellmembranen heften können. Diese Eigenschaft sorgt dafür, dass sie sich an die Epithelzellen des Dünndarms binden und ihn für Krankheitserreger, Giftstoffe und Unverdautes durchlässig machen. Ein Lektin, das besonders häufig auf dem Ernährungsplan vieler Menschen in den Industriestaaten steht, ist Gluten.

Gliadin – Das Klebereiweiß Gluten kommt in vielen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Grünkern, Gerste und Dinkel vor. Es enthält den Bestandteil Gliadin, der wiederum die Zonulin-Bildung ankurbelt. Dieses Darmprotein ist für die Steuerung der Zellzwischenräume verantwortlich und erhöht ihre Durchlässigkeit. Durch eine dauerhaft erhöhte Zonulinproduktion werden also die Tight Junctions, die Zellzwischenräume des Darms, über Gebühr geweitet. Im Falle einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) bildet der Körper Antikörper gegen das Gliadin, da dieses sich im ganzen Körper ausbreitet.

Phytinsäure – Dieses natürliche, von Pflanzen selbst produzierte Pestizid bindet Mineralstoffe, wie Calcium, Magnesium, Eisen und Zink, so dass sie dem Körper nicht mehr zur Verfügung stehen. Darüber hinaus blockiert Phytinsäure bestimmte Verdauungsenzyme, wie Pepsin und Trypsin, die der Mensch zur Verdauung von Eiweiß benötigt. Gleichzeitig hat die Phytinsäure aber auch positive Wirkungen: sie wirkt antioxidativ, reguliert den Blutzuckerspiegel und schützt vor der Aufnahme von zu viel Eisen.

Darmgesundheit – chronische Entzündungen

Doch gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Entzündungsherde im Darm, die die Darmgesundheit empfindlich beeinträchtigen können. Die häufige Einnahme von Antibiotika kann die gesunde Darmflora (zer-)stören und eine Fehlbesiedelung der Darmschleimhaut fördern. Nicht selten kommt es zu einer starken Vermehrung des Hefepilzes Candida albicans, der die schützende Darmflora von der Darmwand verdrängt und dessen Geflecht (Mycel) in die Zellzwischenräume eindringt und diese weitet. Eine falsche Ernährung, zum Beispiel mit viel Zucker, kurzkettigen Kohlehydraten, regelmäßigem Alkoholkonsum und minderwertigen Fetten kann ebenfalls Entzündungen der Darmschleimhaut hervorrufen. Auch Infektionskrankheiten (Viren, Salmonellen) und große Stressbelastung können das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora aus der Fassung bringen. Es kommt zu einer bakteriellen Fehlbesiedelung und zu chronischen Entzündungsprozessen im Darm. Das setzt einen Teufelskreis in Gang: Die bereits zu dünne Schleimhaut wird durch die Entzündungen weiter durchlässiger, so dass immer mehr Gifte und Schadstoffe die Darmschleimhaut durchdringen, wodurch sich wiederum die Entzündungen ausweiten können. In der Folge kommt es zu einer erhöhten Alarmbereitschaft des Immunsystems, das nun auch unschädliche Stoffe im Darm und die Darmschleimhaut selbst angreift. Das ist die Geburtsstunde einer Nahrungsmittelunverträglichkeit.

Leaky-Gut-Syndrom – Symptome

Die Symptome, die hinter einem Sickerdarm stehen, sind vielfältig und schwer abgrenzbar, so dass viele Menschen keinen Zusammenhang zwischen einer mangelnden Darmgesundheit und der Erkrankung herstellen. Bleibt der Leaky-Gut über Jahre unbehandelt, können sogar ernsthafte Krankheiten wie die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa entstehen, genauso wie Asthma, Allergien und Autoimmunerkrankungen. Obwohl die meisten dieser Krankheiten derzeit nicht als heilbar gelten, kann eine Darmsanierung das Krankheitsbild deutlich positiv beeinflussen. Zu den Symptomatiken im Rahmen eines Leaky-Gut-Syndroms zählen:

  • Reizdarm
  • Nahrungsmittelintoleranzen
  • Blähungen, Durchfall oder Übelkeit
  • Immunschwäche
  • Wiederkehrende Blaseninfektionen
  • Chronische Müdigkeit (Chronic Fatigue Syndrome)
  • Hautprobleme, wie Akne, Ekzeme oder Neurodermitis
  • Migräne
  • Chronische Muskel- oder Gelenkschmerzen
  • Stimmungsschwankungen, Depression und Nervosität
  • Osteoporose
  • Mangelerscheinungen durch eine Störung der Nährstoffaufnahme

Diagnose des Leaky-Gut-Syndroms

Neben der Blutuntersuchung, bei der Endotoxine des Darms (Zerfallsprodukte von Bakterien) bestimmt werden, können über die Stuhlprobe verschiedene Werte ermittelt werden:

  • Alpha-1-Antitrypsin
  • Histamin
  • Calprotectin
  • Zonulin
  • Sekretorisches Immunglobulin-A

Therapie des Leaky-Gut-Syndroms: Geduld und Eigenverantwortung erforderlich

Je nach Befund, d.h. je nach Status der Darmflora und der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, erfolgt eine individuell abgestimmte Therapie, deren Kern die Ernährungsumstellung ist. Manche Experten empfehlen eine Paleo-Ernährung, bei der Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, aber auch Kartoffeln, Tomaten und Paprika gemieden werden, dafür aber viel Gemüse und tierisches und pflanzliches Eiweiß in Form von (Wild-)Fleisch, Eiern, Fisch und Meeresfrüchten, sowie Obst, Kräuter und Honig verzehrt werden. In jedem Fall gilt es, diejenigen Lebensmittel zunächst konsequent zu meiden, die Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten auslösen, bis sich der Darm regeneriert hat. Eine Detox-Behandlung des Darms und des Körpergewebes mit Chlorella-Algen und homöopathischen Mitteln ist ebenfalls empfehlenswert. Hier hat sich eine Dreifach-Kombination aus Hepar-Hevert Lebertropfen, Lymphaden Hevert Complex und Solidago Hevert Complex bewährt. Durch die Therapie wird die Leber in ihrer Entgiftungsfunktion unterstützt, das Lymphsystem behandelt und die Nierenfunktion gestützt. Darüber hinaus sollte der Darm mithilfe von Probiotika und anderen nützlichen Bakterienstämmen saniert werden. Um die Schleimhäute abzudichten, gibt es weitere spezielle Medikamente und Pflanzenstoffe. Die Therapie bedarf einiger Zeit je nach Grad der Darmschädigung. Mit einer Dauer zwischen 6 Monaten und 2 Jahren ist zu rechnen. Je früher die Störung erkannt und behandelt wird, desto günstiger ist die Prognose und umso besser lassen sich ernsthafte Folgeerkrankungen vermeiden.

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