Immer Blähungen? Mit Aktivkohle gegen Durchfall und Vergiftungen

Wer immer Blähungen hat, kann Aktivkohle ausprobieren. Diese wurde schon im alten Orient gegen Beschwerden eingesetzt.

Tagsüber gut gegessen, aber abends immer diese Blähungen! Einfach mal Aktivkohle ausprobieren. Diese wurde schon im alten Orient Bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. | Bild: Fotolia – gstockstudio

Bereits vor über 2.000 Jahren wurde die Aktivkohle im Orient bei Verdauungsbeschwerden verwendet. Auch heute stellt sie noch eines der am breitesten wirksamen und stärksten Mittel dar, um Giftstoffe aus dem Verdauungstrakt zu eliminieren: Nicht nur ein wirksamer Tipp für Menschen, die abends immer unter Blähungen leiden. Der Anwendungsbereich von Aktivkohle erstreckt sich noch weiter.

Die Bandbreite reicht von der Behandlung einer akuten Vergiftung in der Notaufnahme bis hin zur sanften Entgiftung der inneren Organe. Lesen Sie, welche weiteren Wirkungen dieses so häufig und vielfältig eingesetzte Mittel entfaltet.

Wie Aktivkohle im menschlichen Körper wirkt

Will man die vielfältige Wirkung von Aktivkohle verstehen, lohnt sich ein kurzer Blick auf den Wirkmechanismus. Durch die Verkohlung bildet Aktivkohle unzählige Poren, die aufgrund der Hohlräume die Oberfläche sehr stark vergrößern. Sie binden durch die sogenannte Adsorption im Darm eine Vielzahl von Giftstoffen, so dass sie über den Stuhlgang ausgeschieden werden können und gar nicht erst in den Blutkreislauf gelangen. Diese Eigenschaft prädestiniert Aktivkohle unter anderem für die Behandlung von Durchfällen und Vergiftungen. Sie beruhigt den Darm auf sanfte Weise, und ist Bestandteil sowohl der Hochschulmedizin als auch der Naturheilkunde, sie lässt sich aber auch zum Beispiel für kosmetische Behandlungen und zur Prävention im Haushalt nutzen.

Bewährte Aktivkohleanwendungen

  1. Bei Durchfall zu Hause und auf ReisenDurchfall ist ein natürlicher Abwehrmechanismus: Er soll den Darm schnell von krankmachenden Stoffen befreien. Allerdings ist die zu häufige Entleerung auch nicht günstig, da wir dabei Flüssigkeit und Mineralien verlieren – außerdem stellt Durchfall je nach Stärke eine erhebliche Belastung der Betroffenen dar. Kohle Hevert, aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen gewonnen, beruhigt den Darm auf sanfte Weise, denn die Kohle selbst wird im Darm nicht aufgenommen, sondern bindet dort Schadstoffe und verlässt den Organismus wieder (inklusive der gebundenen Stoffe), wie man an der Schwarzfärbung des Stuhls erkennen kann. Sie kann daher selbst in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden. Erwachsene nehmen bei Durchfall 3 bis 4-mal täglich 2 bis 4 Tabletten, in viel Flüssigkeit zerfallen, ein, Kinder die Hälfte. Nebenwirkungen sind in diesen Dosierungen keine bekannt. Wichtig ist viel zu trinken, damit sich die Kohle im Darm optimal verteilen und gleichzeitig der Flüssigkeitsverlust bei Durchfall ausgeglichen werden kann.
  2. Der Tipp für alle, die abends, aber auch sonst häufig Blähungen haben Leiden Sie immer wieder unter Blähungen? Blähungen sind nicht nur unangenehm, sie können auch in bestimmten Situationen zu peinlichen Momenten führen. Ursache dafür sind meist Gas produzierende Lebensmittel. Der Tipp gegen Blähungen: Aktivkohle kann sie schnell und einfach lindern. In ihrer mit Millionen von Poren übersäten Oberfläche werden Gas emittierende Bestandteile gebunden. Eine Studie von Prof. N. K. Jain von der Dr. Hari Singh Gour University, Sagar Indien, zeigte bereits in den 1980er Jahren, dass durch Aktivkohle deutlich weniger Gase entstehen und in Folge schmerzhafte Blähungen zurückgehen. Aktivkohle trägt nicht nur zu deren Reduktion, sondern auch zur Entgiftung bei, denn es werden dabei genau die Giftstoffe reduziert, die eine neue Gasbildung begünstigen.
  3. Verdauungstrakt reinigenToxine im Verdauungstrakt können allerlei Schaden anrichten, seien es Allergien oder oxidative Prozesse auslösen oder das Immunsystem schwächen. Der toxischen Belastung des Körpers durch Umweltgifte (Pestizide, Schwermetalle, Chemikalien, Schimmel usw.) kann durch eine regelmäßige Ausleitungskur entgegengewirkt werden. Wer weniger Giftstoffe in seinem Körper ansammelt, tut auch seinen Organen einen erheblichen Gefallen. Durch die Bindung von Giftstoffen trägt Aktivkohle zum Schutz der Nieren- und Leberzellen bei und entlastet damit auch Immun- und Hormonsystem.
  4. Bei akuten VergiftungenIn der Notaufnahme kommt Aktivkohle bei einer großen Bandbreite an Vergiftungen mit Nahrungsmitteln, Schwermetallen und Arzneimitteln zum Einsatz. Außer Frage steht, dass man bei einer Vergiftung oder Überdosis zuerst den Notarzt rufen muss. Trotzdem können wertvolle Minuten gewonnen werden, wenn schnellstmöglich Kohletabletten zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Kohle Hevert. Bei Erwachsenen wird oral eine Dosis von bis zu 50 Tabletten, bei Kindern die Hälfte gegeben. Zudem wird in diesem Fall empfohlen, anschließend, nach etwa 30 bis 60 Minuten, gegebenenfalls ein salinisches Abführmittel (Passagesalz) einzunehmen, um die Ausscheidung zu beschleunigen. Bei Nahrungsmittelvergiftungen kann bei dem ersten Auftreten von Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall ebenso eine dem Bedarf entsprechende Menge Kohle eingenommen werden. Darüber hinaus wird empfohlen, ausreichend Wasser zu trinken, um einem Darmverschluss vorzubeugen. Wichtig zu wissen: Bei einer Reihe von Giften ist Kohle ungeeignet, zum Beispiel bei Vergiftungen mit Säuren, Laugen, Pflanzenschutzmitteln, Methanol oder Cyanid. Bei anderen Giften wird Kohle zwar eingesetzt, aber nicht als alleiniges Mittel (zum Beispiel Acetylcystein bei Paracetamolvergiftung).
  5. Zähne weißenAktivkohle verbessert den pH-Wert im Mund, adsorbiert Plaque und mikroskopische Bakterien. Dadurch können Kaffee-, Tee- und Weinflecken, Mundgeruch und Zahnfleischbluten gut behandelt werden. Anwendung: Eine befeuchtete Zahnbürste in Aktivkohlepulver tauchen und Zähne 2–3 Mal pro Woche damit sanft putzen. Mund so lange ausspülen, bis der Speichel wieder klar ist. Vorsicht, die Aktivkohle verfärbt Kleidung und Oberflächen.
  6. Insektenstiche behandelnUnangenehme, juckende und teils schmerzhafte Hautirritationen durch Insekten- und Bienenstiche, Pflanzen wie Giftefeu oder gar Schlangenbisse können durch Aktivkohle gelindert werden. Bei Insekten- und Bienenstichen mischen Sie ½ Teelöffel Kokosöl mit Aktivkohle und betupfen damit die betroffene Stelle. Diese sollte dann mit einem Pflaster oder einer Mullbinde abgedeckt werden, damit die Aktivkohle keine Flecken auf Kleidung und Gegenständen hinterlässt.
  7. Schimmel entfernenEine nur indirekt medizinische Anwendung ist die Schimmelbekämpfung im Haushalt. Schimmel kann starke gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen und zum Beispiel zu Allergien und Lungensymptomen führen. Daher werden zum Absaugen von Sporen Staubsauger mit Aktivkohlefiltern eingesetzt. Ebenfalls kann zerriebene Aktivkohle auf Wänden, in Blumenerde, Aquarien usw. Schimmelsporen abtöten.
  8. Wasser filtern für die PräventionAktivkohle filtert zum Beispiel aus Trinkwasser Pestizide, Chlor, Fluorid, Industrierückstände, Lösungsmittel und andere Chemikalien heraus. Da Aktivkohlefilter kein Wasser verschwenden und auch keine Elektrizität verbrauchen, dabei aber wertvolle Spurenelemente, wie Magnesium, Kalzium oder Kalium unangetastet lassen, sind sie sehr beliebt für die Aufwertung von Trinkwasser. Aktivkohle-Filter gibt es als Systemlösung für den gesamten Haushalt wie auch als Einzellösung für einzelne Wasserhähne.

Nebenwirkungen von Aktivkohle

Grundsätzlich ist Aktivkohle für die meisten Menschen gut verträglich. Dennoch gilt es bei Erkrankungen des Verdauungstrakts, wie Darmblutungen oder Darmverschlüssen, Perforationen der Darmwand, chronischer Dehydrierung, einer Neigung zu Verstopfung oder einer vor kurzem erfolgten Bauch-OP vorsichtig zu sein. Da Kohle auch notwendige und nützliche Stoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente) binden kann, sollten andere Medikamente ebenso wie Nahrungsergänzungsmittel zeitlich versetzt in einem Abstand von 2-3 Stunden eingenommen werden. Bei stark wirksamen Arzneimitteln wie etwa Antikoagulantien (Gerinnungshemmern), aber auch bei oralen Kontrazeptiva („Pille“) ist dies unbedingt zu beachten, da sonst die Wirkung dieser Mittel stark herabgesetzt werden kann. Wenn Sie andere Medikamente einnehmen, erkundigen Sie sich bitte bei Ihrem Arzt über mögliche Wechselwirkungen.