Entstehung von Stress durch Ansteckung

Allgegenwärtiger Stress betrifft nicht nur den gestressten Menschen selbst sondern überträgt sich auch auf umstehende Personen

Allgegenwärtiger Stress betrifft nicht nur den gestressten Menschen selbst sondern überträgt sich auch auf umstehende Personen. | Bild: Pavel Losevsky – fotolia

Stress ist heutzutage allgegenwärtig. Oft erleben wir den Stress gar nicht selber, sondern beobachten ihn bei anderen Personen. Aber schon alleine das kann genügen, um bei uns eine körperliche Stressantwort auszulösen. Unser Körper schüttet dann das Stresshormon Cortisol aus. Besonders ausgeprägt ist diese Reaktion, wenn es sich bei der gestressten Person um einen Partner handelt. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Leipzig und Dresden.

Stress und Stressbewältigung

Stress zählt heute zu den häufigen Krankheitsauslösern. Er verursacht psychische und psychosomatische Probleme wie Burnout, Depression oder Angstzustände. Egal ob bei der Arbeit, in der Familie oder im Freundeskreis: Irgendwer hat immer gerade Stress. Und dieser kann auf die Umwelt abfärben und zwar auch körperlich messbar als erhöhte Konzentration des Stresshormons Cortisol. Dabei ist diese Reaktion nicht per se schädlich, sondern durchaus in Gefahrensituationen erwünscht. Denn dann soll evolutionsgeschichtlich unser Körper mit einem Anstieg des Stresshormons reagieren. Ein Problem wird Stress, wenn er chronisch wird. Konstant erhöhte Cortisolwerte schädigen auf Dauer zum Beispiel das Immunsystem und die Nervenzellen.

Stress pur: Ein Vorstellungsgespräch

Im Rahmen der Studie absolvierten 151 Probanden einen Stresstest, bei dem sie schwierige Kopfrechenaufgaben zu lösen hatten und die Situation eines Vorstellungsgesprächs durchstehen mussten. Dabei wurden sie vermeintlich durch zwei Verhaltensanalysten beurteilt. 211 andere Versuchspersonen beobachteten die gestressten Personen entweder durch einen Einwegspiegel oder über einen Fernseher.

Umgang mit Stress: Kortisol-Spiegel steigt

Nur auf fünf Prozent der direkt gestressten Probanden hatte die Situation keinen Einfluss. Bei allen anderen zeigte sich eine physiologisch bedeutsame Erhöhung des Cortisolspiegels.

Von den Beobachtern, die selbst keinerlei Stress ausgesetzt waren, zeigten 26 % einen physiologisch bedeutsamen Anstieg von Cortisol. Der Effekt war besonders stark, wenn Beobachter und gestresste Person eine partnerschaftliche Beziehung verband (40 %). 10 % der Beobachter ließen sich aber auch bei völlig fremden Menschen anstecken.

Von den Beobachtern, die das Geschehen durch den Spiegel verfolgten, reagierten 30 % gestresst. Von den Zuschauern am Bildschirm reagierten noch 24 % mit erhöhten Cortisolspiegeln. Stress hat demnach ein hohes Ansteckungspotential, so die Wissenschaftler.

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