Elektrosmog: Die Angst vor der Strahlung bleibt

Bei der Verwendung von Handy und Co. setzen wir uns dem Elektrosmog aus.

Im Alltag umgeben wir uns mit Geräten, die elektromagnetische Strahlung abgeben. Was bedeutet dies für unsere Gesundheit?| Bild: weseetheworld – Fotolia

Bis heute ist nicht geklärt, ob Elektrosmog krank macht. Studien, unter anderem von Mobilfunkbetreibern beauftragt, sagen nein. Andere Untersuchungen lassen auf einen Langzeiteffekt des Elektrosmogs auf die Gesundheit schließen. Fakt ist, dass uns immer mehr Elektrogeräte umgeben. Sie alle erzeugen elektromagnetische Felder mit entsprechender Strahlung. Menschen, die sensibel auf Elektrosmog reagieren, haben es besonders schwer.

Elektrosmog – was ist das?

Der Begriff „Smog“ stammt aus dem Englischen und ist ein Zusammenschluss der Wörter „Smoke“ (Rauch) und „Fog“ (Nebel). In Anlehnung an den durch Autoabgase und Feinstaubpartikel erzeugten Smog wurde der Ausdruck „Elektrosmog“ geprägt, um auf eine mögliche Strahlenbelastung durch elektrische Felder von Alltagsgeräten hinzuweisen.

Die Diskussion um Elektrosmog ist aus wissenschaftlicher Sicht eine über die Frequenz und Energie von elektromagnetischer Strahlung. Der Mensch ist ständig von Strahlung umgeben, die je nach Wellenlänge und Stärke unterschiedliche Eigenschaften besitzt und somit sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben kann. Doch welche Strahlung gehört zu welchem Frequenzspektrum und was macht diese Strahlung?

  • Besonders kurzwellige Strahlung, wie zum Beispiel Gammastrahlen (Frequenzbereich: Zettahertz), kann die DNA von Lebewesen aufspalten und beispielsweise Krebs auslösen. Sie ist radioaktiv und durchdringt Materie und daher eben auch die menschlichen Zellen. Auch die Röntgenstrahlung gehört zum kurzwelligen Spektrum, ist aber weniger energiereich und gefährlich als die Gammastrahlung.
  • In das mittlere Frequenzspektrum fallen die unsichtbaren UV-A, UV-B und UV-C Strahlen (Frequenzbereich: Pentahertz), die energiereicher und kurzwelliger sind als das sichtbare Licht. Die gefährlichen Anteile dieser Lichtspektren werden von der Ozonschicht der Erde abgefangen. Darüber folgt das für uns Menschen sichtbare Lichtspektrum (ebenfalls Frequenzbereich Pentahertz) und die langwellige Infrarotstrahlung, die unseren Planeten wärmt.
  • Langwellige Strahlung findet man im Rundfunk (Frequenzbereich: Megahertzbereich) sehr lange Wellen als Wechselströme im Kilohertzbereich.
  • Elektrosmog soll von Geräten ausgehen, die im Gigahertzbereich strahlen. Dieser Bereich ist zwischen Infrarotstrahlung und Rundfunkstrahlung angesiedelt.

Elektrosmog und die Gesundheit – eine hitzige Debatte

Forscher weltweit suchen seit langem nach möglichen negativen Effekten von Mikrowellenstrahlung auf den Menschen – doch bisher fehlt der Nachweis. Tatsächlich konnten Wissenschaftler bisher keine Beweise erbringen, dass Handys, WLAN-Router, Mikrowellen& Co. einen gesundheitsschädlichen Effekt haben. Zwar kommen immer wieder Studien auf, die den Zusammenhang zwischen chronischen Krankheiten und elektromagnetischen Feldern nachgewiesen haben wollen, doch werden sie vom Bundesamt für Strahlenschutz nicht anerkannt, weil sie in der Methodik oder Durchführung anfechtbar sind. Skeptiker gibt es trotzdem viele, insbesondere wenn sie anderslautende persönliche Erfahrungen mit elektromagnetischen Feldern in ihrem Arbeits- oder Wohnumfeld gemacht haben.

Laut Bundesamt für Strahlenschutz bezeichnen sich ca. 2 % der deutschen Bürger als elektrosensibel. Sie berichten etwa, in der Nähe von elektrischen Geräten unruhiger zu schlafen oder unklare Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Schilddrüsenprobleme oder Erschöpfungssymptome zu entwickeln. Die Debatte hat zu gegenseitigen Anfeindungen der Forscher geführt, sie hat den schnellen Reibach mit allerlei „Strahlenschutzzubehör“ hervorgebracht – und eine große Zahl von Menschen mit unklaren Krankheiten verunsichert.

Ulrich Weiner, ein ehemals emsiger Amateurfunker und Funkelektroniker, ist wohl der berühmteste Verfechter für den Schutz vor Elektrosmog. Als er nach Jahren im Außendienst, immer mit Handy am Ohr im Auto unterwegs, plötzlich zusammenbrach, fuhr er nach dem anschließenden Krankenhausaufenthalt aus einer inneren Eingebung heraus in den Wald – und es ging ihm erst dort wieder besser. Er ließ sich dauerhaft krankschreiben und zog in den Schwarzwald, wo er in einem Wohnwagen in einem Funkloch lebt. Da diese Funklöcher immer kleiner werden, versucht er sich sogar, mit einem Schutzanzug vor der Reststrahlung zu schützen, die ihn treffen könnte. Er ist sich sicher, dass früher oder später jeder an der Strahlenbelastung erkrankt, wenn er ihr lange und intensiv genug ausgesetzt ist.

Einige Forscher sehen in der Verunsicherung durch Angst vor Elektrosmog die Ursache für Krankheitssymptome. Sie gehen von einem Nocebo-Effekt aus, das heißt die bloße Vorstellung, durch Strahlung geschädigt zu werden, verursacht die Beschwerden.

Macht Elektrosmog krank?

Der Umweltausschuss des Deutschen Bundestages verhandelte im Februar 2016 eine Neufassung der Elektrosmog-Verordnung, um sie an die aktuellen technischen Bedingungen anzupassen. Während die Umweltorganisation BUND und die Opposition vor möglichen genetischen Schäden warnten und eine Senkung der Grenzwerte für Krankenhäuser, Schlafstätten und Schulen forderten, setzte sich die Regierung gegen eine Verschärfung durch.

Derzeit geht man offiziell nur davon aus, dass die Strahlung dieser Geräte lediglich Wärme erzeugt. SAR-Werte (SAR = Spezifische Absorptionsrate) sind gesetzlich festgelegte Grenzwerte, die den Verbraucher vor zu starker Strahlung schützen sollen. Die SAR darf nicht mehr als 2 Watt pro Kilogramm Körpergewicht betragen. Handyhersteller müssen diesen Wert unterbieten, um eine Verkaufserlaubnis zu erhalten. Die handelsüblichen Handys strahlen bei einer Frequenz von 0,9 oder 1,8 GHz ca. 1 Watt aus. Es besteht also immer noch die Möglichkeit, dass sich die Nervenzellen im Gehirn erwärmen. Daher sollte man wenn möglich mit einer Freisprecheinrichtung telefonieren.
Viele Menschen sind skeptisch gegenüber Handy-Sendemasten und wollen nicht in der Nähe eines solchen Masten leben. Die Fachleute sind sich auch hier nicht einig, wie das gesundheitliche Risiko zu bewerten ist. Viele Experten stufen die Strahlung als ungefährlich ein, weil Messungen Werte unterhalb der zugelassenen Grenzwerte ergeben haben. Die Art der Messung wird jedoch von anderen Forschern angezweifelt, da sie nur den Hauptstrahl misst, nicht jedoch die sich abspaltenden Nebenstrahlen. Außerdem durchdringen die hochfrequenten elektromagnetischen Wellen selbst dünne Wände und verlieren somit mit zunehmenden Abstand zur Quelle nicht in gleichem Maße die Strahlungsintensität wie etwa niederfrequente Strahlung.

WLAN-Router strahlen mit 2,4 GHz oder 5 GHz, einer energiereicheren Frequenz. Dabei kommen sie jedoch auf eine wesentlich geringere Leistung (gemessen in Watt) als Handys. Zudem lässt sich per Konfiguration die Leistung nachts absenken. Der SAR-Wert eines WLAN-Routers liegt bei ca. 0,1 – 0,3. Der Wert eines Handys liegt im Vergleich wesentlich höher mit 0,97.

Da Mikrowellenherde eine Strahlungsfrequenz von etwa 2,45 GHz nutzen, die genügend Energie trägt, um Nahrung zu erwärmen, ist die Strahlungsenergie entsprechend groß. Das bedeutet, dass die Abschirmung des Gehäuses intakt sein muss, damit nur ein ungefährlicher Bruchteil der Strahlung nach außen gelangen kann. Die Experten bewerten Mikrowellenherde als unproblematische Strahlenerzeuger, solange die Abschirmung in Ordnung ist. Unklarer ist die Lage jedoch bei der Auswirkung auf Nahrung. Die geläufige Forschungsmeinung geht hier von einer vitaminschonenden Methode aus, die nicht mehr Nährstoffe zerstört, als die Erwärmung auf der Herdplatte. Jedoch gibt es kritische Studien, die Veränderungen der Blutwerte nach dem Verzehr von Mikrowellenkost festgestellt haben sollen.

Ob und wie elektromagnetische Strahlung den Menschen gefährdet, lässt sich also nicht abschließend beurteilen, denn es fehlen konkrete Nachweise und Befunde zu den Langzeitfolgen einer dauerhaften Strahlenexposition.