Kapitel 6: Licht, Luft, Wasser

Felkefest im Jahre 1925

Felkefest im Jahre 1925 | Bild: Heimatmuseum Bad Sobernheim

Als großer Verfechter der natürlichen Heilweisen sah Felke Licht, Luft, Wasser und Erde als helfende Elemente in seiner Therapie an.

Die günstigsten Jahreszeiten, ein Lichtluftbad zu genießen, sind das Frühjahr und der Herbst. In dieser Zeit ist der Organismus besonders bereit, sich von alten geistigen und körperlichen Schlacken zu befreien. Noch heute legen viele Menschen – nicht nur aus religiösen Gründen – im Frühjahr eine Fastenperiode ein. Auch nach Felke ist in dieser Jahreszeit die Entgiftung wesentlich effektiver als im Sommer.

Glühender Verfechter der Nacktheit

Morgens, direkt nach dem Aufstehen, empfahl er ein kühles Sitzbad. Das regt den Stoffwechsel sowie die Ausscheidungsorgane an. Das kühle Nass sorgt für eine gute Durchblutung und stärkt das Immunsystem. Felke riet, zum morgendlichen Sitzbad ins Freie zu gehen. Er war ein glühender Verfechter der Nacktheit, beeinträchtigte doch seiner Meinung nach jedes Kleidungsstück die Atmung der Haut. Heute weiß man, dass selbst die dünnste Kleidung weniger die „Atmung der Haut“ als vielmehr die Bildung von Vitamin D durch das Sonnenlicht in der Haut verhindert. Vitamin D ist wichtig für die Knochenstabilität und den Muskelaufbau. Auch das Immunsystem, das Nervensystem und der Kreislauf profitieren von einem ausreichenden Vitamin D-Haushalt im Körper. Durch die verordneten Lichtluftbäder hat Felke – unbewusst – den heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand vorweggenommen.

„Von der Geburt bis zur Urne – turne, turne, turne, turne.“ Pastor Felke

Nach dem Sitzbad empfahl er den Körper mit den Händen trockenzureiben. Das verstärke den Effekt der Sauerstoffaufnahme. Der Aufenthalt im Freien rege wiederum den Stoffwechsel an und ermögliche eine Ausscheidung von belastenden Stoffen über den Darm, die Haut und die Nieren. Zeitgleich erfolgt eine besonders tiefe Atmung, die wiederum der Sättigung des Blutes mit Sauerstoff dient. Felke sah in Sitz- und Lichtluftbädern vor allem kurz nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang die beste Möglichkeit, Eigenwärme zu entwickeln, den Kreislauf in Schwung zu bringen und das Immunsystem zu stärken. Begleitet wurden die Bäder von Übungen zur tiefen Ein- und Ausatmung sowie einfachen Turnübungen.

Felkes Heilsystem in heutiger Zeit

Sicher ist es auch in der heutigen Zeit zweckmäßig, zumindest Teile des Heilsystems von Felke zu übernehmen. Viele Saunen haben einen Außenbereich, wo man ungestört Luft und Licht an seinen ganzen Körper lassen kann.

Atmen Sie doch mal ganz bewusst nach dem Aufstehen bei geöffnetem Fenster fünf Minuten tief ein und aus und nehmen Sie den positiven Effekt in Ihrem Organismus wahr.

Sitzwanne im Kurhaus Dhonau

Sitzwanne im Kurhaus Dhonau | Bild: Heimatmuseum Bad Sobernheim

Felke betonte auch die Kraft der Gedanken. Je konzentrierter und wohlwollender die von ihm propagierten Übungen gemacht werden, desto wirkungsvoller sind sie seiner Meinung nach. Das häufige Kreisen der Gedanken um die eigene Krankheit, Ängste und Sorgen sind für Felke ebensolche Krankmacher wie schlechte Ernährung und ungesunde Lebensweisen. Ein weiterer Bestandteil einer gesunden Lebensführung war nach Felke ein naturgemäßer Schlaf- und Wachrhythmus. Da wir ein Teil der Natur sind, täte es uns gut, die Ruhe der Nacht und die Lebendigkeit des Tages zu nutzen. Dafür sollten wir möglichst um 22:00 Uhr schlafen und im Sommer gegen 6:00 Uhr, im Winter gegen 7:00 Uhr aufstehen. Des Weiteren empfahl Felke täglich reichlich Bewegung an der frischen Luft.

Wann haben Sie das letzte Mal nach einem Picknick im Freien ein Nickerchen auf der Erde gemacht? Können Sie sich daran erinnern, wie ausgeruht Sie danach waren? Gerade in Zeiten von Internet, Laptop, Tablets und Smartphones wird der Kontakt mit der Erde wieder bedeutsamer – vielleicht erfahren deshalb die Erdkraft und „Mutter Erde“ wieder eine Renaissance im Bewusstsein der Menschen.

Zusammenfassend kann man sagen: Der tägliche, unbekleidete Aufenthalt im Freien – egal ob Sonne, Regen oder Schnee – ein kaltes Sitzbad am Morgen, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung sowie positive Gedanken waren für Felke die Grundlagen für ein langes und gesundes Leben.

Bei der Darstellung der Behandlungsmethoden von Pastor Felke auf dieser Website und den auf diesen aufbauenden Anregungen zur Selbstheilung handelt es sich lediglich um unverbindliche Ratschläge.
Bei anhaltenden, unklaren oder neu auftretenden Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen, da es sich um Erkrankungen handeln kann, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen.

Weiterführende Literatur

  • Felke E, Rheinfeld M (1916) Handbuch der Felke-Heilweisen.
    Selbstverlag, Köln.
  • Müller A (1911) Pastor Felke und seine Heilmethoden. Worms & Lüthgen, Krefeld.
  • Kramer W (1986) Lehmpastor Emanuel Felke. Dr. Waldemar Kramer oHG, Frankfurt a. M.
  • Bier E (1925) Der kleine. Selbstverlag, Sobernheim.
  • Bolland A. Pastor Felke.
  • Hevert (2012) Pastor Felke und die Komplexmittelhomöopathie

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge von Dr. Jan-Christoph Wollmann zum Thema Felke und Homöopathie.