Kapitel 5: Ernährungstipps nach Pastor Emanuel Felke

Ratschläge zur Ernährung, die Pastor Emanuel Felke vor knapp einem Jahrhundert gab und welche revolutionär waren, sind bis heute anwendbar.

Ratschläge zur Ernährung, die Pastor Emanuel Felke vor knapp einem Jahrhundert gab und welche revolutionär waren, sind bis heute anwendbar. | Bild: Minerva Studio – Fotolia

Emanuel Felke revolutionierte die Gedanken zu Ernährung und Gesundheit: Vor fast einhundert Jahren war man davon überzeugt, dass die Aufnahme möglichst vieler tierischer Eiweiße und Fette den Menschen gesund erhalte und ihn stark und kräftig mache. Felke räumte mit dieser Ansicht auf, empfahl eine gesunde, möglichst mit wenigen tierischen Fetten und Eiweißen belastete Ernährung und propagierte naturbelassene Lebensmittel zur Erhaltung der Gesundheit.

Die Reihenfolge machts

Die Beantwortung folgender Fragen war für Felke von größter Bedeutung: „Was macht unser Organismus aus der aufgenommenen Nahrung?“ und „Wie kann man die Verdauung der aufgenommenen Nahrung fördern und unterstützen?“

Er hinterfragte, was wir Menschen zu uns nehmen, in welcher Form die Lebensmittel aufbereitet sind und vor allem wie wir essen. Sie kennen das bestimmt: Essen wir in Ruhe und langsam, „bekommt“ uns das Essen wunderbar. Haben wir Hektik und Zeitnot beim Essen, sind die Folgen nicht selten Magenschmerzen, Völlegefühl, Sodbrennen und Aufstoßen. Ruhe sowie ausgiebiges, langsames Kauen und Einspeicheln der Nahrung helfen unserem Körper, die Verdauung gut voranzutreiben, denn Verdauung beginnt bereits im Mund.

Felke, wie auch viele Ärzte und Naturheilkundler vor und nach ihm, bevorzugen zudem regionale Kost. Unser Organismus kann Lebensmittel aus heimischen Breitengraden häufig besser verstoffwechseln als Nahrungsmittel aus Übersee. Das liegt daran, dass wir quasi „derselben Erde“ entstammen und unser Organismus für die Verwertung der regionalen Nahrungsmittel schon seit Generationen genetisch angepasst ist. Als positiver Nebeneffekt werden sowohl die Umwelt als auch die Lebensmittel durch kurze Transportwege geschont.

Nüsse und Obst sieht Felke als Hauptnahrungsmittel, wohingegen gekochtes Gemüse, Kartoffeln oder Suppe nur als Zukost auf unserem Speiseplan stehen sollten. Jede Mahlzeit beginnt bei Felke daher mit Nüssen, Obst und eventuell rohem Gemüse und Brot. Erst danach, wenn wir bereits ziemlich satt sind, sollte Gekochtes folgen. Die gesamte Nahrung wird gut und lange gekaut.

Der Speiseplan nach Felke

Der Morgen

Der Tag beginnt mit einem Haferbrei. Dafür nehmen Sie Haferflocken, kochen sie mit Wasser und einem Stück Zitronen- oder Apfelsinenschale, einer Prise Salz und Zucker oder Honig zu einem festen Brei und verdünnen das Ganze hinterher mit einem kleinen Schuss Milch. Dazu kommen Obst und Nüsse, zur Abwechslung auch mal ein wenig Kompott. So starten Sie und Ihre Lieben voller Kraft und Energie in den Tag. Zur Abwechslung kann auch mal Brot oder Grießbrei auf dem Speiseplan stehen.

Obst sollte vor dem Verzehr natürlich gut abgewaschen und möglichst roh und mit Schale genossen werden. Wenn das nicht möglich ist, kann man auch Eingemachtes oder gekochtes Obst essen – im Winter ist Trockenobst ebenso möglich. Beeren wie Johannis-, Erd- und Heidelbeeren sollten nicht mit Zucker bestreut werden, weil sie dem Organismus so schlechter bekommen als im natürlichen Zustand. Eine bessere Alternative zum Zucker ist Honig: einfach einen Löffel über die Beeren fließen lassen. Das ist gesünder und schmeckt wunderbar.

Brotrezept

Nehmen Sie 1 kg Weizenschrot und 250–500 g ganze Körner, die Sie 24 Stunden in lauwarmem Wasser eingeweicht haben. Dazu kommen 250 g gekochte und geriebene Kartoffeln, 1 Teelöffel Salz und 15–20 g Hefe. Mischen Sie alle Zutaten mit ½ l lauwarmer Milch, Buttermilch oder dem Körnerwasser zu einem Teig. Dann den Teig einige Stunden an einen zugfreien Ort stellen, nochmals kneten, ein Brot formen und mit lauwarmem Wasser bestrichen bei ca. 150 °C 2–3 Stunden backen.

Felke war kein Freund von Weißbrot, sondern empfahl schon vor vielen Jahren Schrot- und Vollkornbrot. Damals konnte man in Reformhäusern sogar Felke-Brot kaufen, was nach seinen Vorgaben gebacken wurde.

Butter und andere sehr fetthaltige Aufstriche werden nach Felke nur sehr dünn auf das Brot gestrichen, da die Fettverdauung eine Mehrbelastung des Organismus bedeuten würde. Der regelmäßige Genuss von Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln stärkt aufgrund der wertvollen Inhaltsstoffe (zum Beispiel Allicin) die Lebenskraft.

Felke empfahl bereits, Vollkornbrot statt Weißbrot zu essen.

Felke empfahl bereits, Vollkornbrot statt Weißbrot zu essen. | Bild: Barbara Pheby – Fotolia

Um dem unschönen Knoblauchgeruch vorzubeugen, probieren Sie doch einmal, besonders gut und gründlich zu kauen, nehmen zusätzlich danach ein Blatt der Gartenraute (Ruta graveolens L.) in den Mund und zerkauen es langsam. Sie werden sehen, keiner riecht mehr Ihre neugewonnene Vorliebe für Knoblauch!

Eier sollten möglichst selten genossen werden und wenn, dann in hartgekochter Form.

Fleisch müsste laut Felke gar nicht auf dem Speiseplan stehen. Wenn es unumgänglich ist, oder der Appetit darauf einfach zu groß, dann empfiehlt er, in Ausnahmen Wild zu essen. Damals waren auch Lamm, Hammel und Geflügel für ihn noch akzeptable Möglichkeiten des Fleischverzehrs. Heute würde bestimmt auch kein konventionelles Geflügel mehr auf seinem Speiseplan stehen. Von Schweine- und Rindfleisch hat er damals schon abgeraten.
Auch wurde noch großer Wert auf den Genuss von roher, saurer oder ungekochter Milch oder Buttermilch gelegt. Zu Felkes Lebzeiten war diese Empfehlung richtig. Heute hat sie allerdings ihre Gültigkeit verloren. Das liegt vor allem an der nicht mehr artgerechten Kuhhaltung. Die Milch wird außerdem durch eine hohe Erhitzung haltbar gemacht und immer mehr Menschen reagieren auf Milchprodukte mit Milcheiweiß-Allergie oder Laktoseintoleranz.
Salate stehen ganz oben auf Felkes Speiseplan. Zubereitet mit einem Dressing aus Zitronensaft (kein Essig!), saurer Sahne, Öl, feingeschnittenen Zwiebeln oder Schnittlauch und etwas Salz sind sie köstlich, gesund und gehören zu jeder Mahlzeit mit auf den Tisch.

Gemüse und Kartoffeln
bereiten Sie am schonendsten zu, indem Sie sie dünsten und das am besten gemeinsam, zum Beispiel als Eintopf. Wenn Sie Kartoffeln einzeln kochen wollen, ist ein Dämpfer günstig. Ist dieser nicht vorhanden, können Sie das übriggebliebene Kartoffelwasser auch trinken, denn es ist ein vorzügliches Mittel gegen Sodbrennen.

Mittag

Wie jede Mahlzeit, so wird auch das Mittagessen mit einem Stück Vollkornbrot, Obst, Rohkost, Nüssen oder Salat begonnen. Dazu ein wenig Butter oder ab und zu etwas Käse, aber in Maßen. Danach folgt die warme Mahlzeit mit nicht zu lange gekochtem Gemüse und Kartoffeln; alternativ eine Suppe oder Eintopf.

Obwohl es für die meisten von uns selbstverständlich ist, zum Essen etwas zu trinken, ist der gleichzeitige Genuss von Nahrungsmitteln und Getränken für den Organismus nicht optimal.
Durch die Flüssigkeit werden die Magensäfte verdünnt, was zu einer langsameren Verdauung führen kann. Als sinnvolle Getränke abseits von den Essenszeiten gelten nach Felke Obstsäfte, Moste und Kräutertees. Wie wäre es einmal am Nachmittag mit einem guten Kräutertee statt Kaffee oder schwarzem Tee? Zu Beginn muss man sich ein wenig daran gewöhnen, aber schnell werden Sie die Vorzüge der Kräutertees nicht mehr missen wollen. Felke lässt die Kräuter 1–2 Stunden in kaltem Wasser weichen, kocht sie erst dann kräftig auf und lässt sie nochmals 5–10 Minuten ziehen. Zum Süßen können Sie etwas Honig hineingeben.

Abend

Wieder beginnen Sie mit Obst und Vollkornbrot mit etwas Butter und Käse oder Quark. Dazu kommt Rohkost zum Beispiel rote Beete, Zwiebeln und etwas Kümmel. Zwischendurch können auch mal Pell­kartoffeln mit auf dem Speiseplan stehen.

Diätvorschläge …

Felke hat neben der Homöopathie, den Bädern im Freien mit anschließenden Atem- und Turnübungen und Lehmwickeln auch Diätvorschläge für einige Erkrankungen gemacht.

… bei Kreislaufproblemen, Arteriosklerose und erhöhtem Blutdruck

Tierische Fette und Eiweiße, Fettes aus der Pfanne, aber auch Eier und Hülsenfrüchte, Kaffee und schwarzer Tee sollten für eine Zeit gänzlich von Ihrem Speiseplan gestrichen werden. Meiden sollten Sie auch Mehl, Brot und Süßspeisen. Stattdessen essen Sie lieber viel Rohkost, Salate, gedämpfte Kartoffeln und Gemüse oder Pellkartoffeln, alles mit wenig Salz – das macht satt, ist gesund, und das unangenehme Völlegefühl wird verhindert.

… bei Verstopfung

Hier ist besonders viel Rohkost hilfreich. Zusätzlich können Sie trockene, eingeweichte Pflaumen oder Feigen sowie viel Obst zu sich nehmen. Weißbrot, gekochte Milch und Kakao sind zu meiden. Sehr hilfreich bei Verstopfung ist der Leinsamen. Nehmen Sie dafür 2–3 mal am Tag 1–2 Esslöffel gemahlenen Leinsamen und kauen ihn gut. Schlucken Sie gleich danach jeweils einen knappen Esslöffel Leinöl, um die Verdauung weiter anzuregen.

… bei Fieber

Wenn das Fieber akut ist, sollten Sie Ihrem Organismus eine Pause gönnen und eine Zeit lang nur trinken und gar nichts Festes zu sich nehmen. Hier werden Fruchtsäfte, Kräutertees und Wasser empfohlen. Trinken Sie am Anfang zusätzlich Lindenblütentee, um das Fieber etwas voranzutreiben. Auf der Höhe der Krise sollte der Tee dann aber abgesetzt werden. Zusätzlich helfen kalte, nasse Leib- oder Wadenwickel. Bei dem ersten Anzeichen von Besserung können Wasser- oder Milchsuppen aus Hafer, Grieß oder Reis die Genesung weiter unterstützen.

… bei Magenbeschwerden

Bei Magenbeschwerden legen Sie am besten erst einmal 1–2 Fastentage ein, an denen Sie nur morgens und abends eine halbe Tasse schwarzen Tee und sonst nur Wasser zu sich nehmen. So kann sich Ihr Magen erst einmal wieder beruhigen. In diesem Fall wird der schwarze Tee als Medizin eingenommen, denn die enthaltenen Gerbstoffe unterstützen den Heilungsprozess. Der Aufbau der Magenschleimhaut geschieht dann wieder mit Hafer- und Reisschleim. Zusätzlich können Sie Heilerde in lauwarmem Wasser gelöst zu sich nehmen. Sie verhindert die Übersäuerung, nimmt schädliche Bakterien auf und befördert sie Huckepack wieder aus dem Körper hinaus. Bei sehr akuten Fällen mit starkem Durchfall empfiehlt Felke Rotwein mit Zimt aufgekocht schluckweise heiß zu trinken.

Die Gerbstoffe in Tee können Heilungsprozesse unterstützen.

Die Gerbstoffe in Tee können Heilungsprozesse unterstützen. | Bild: AGphotographer – Fotolia

Mini-Felke-Kur

Probieren Sie doch einmal, den Ratschlägen Felkes ein wenig zu folgen. Sie müssen nicht gleich auf alles verzichten, manchmal reicht es schon, ein wenig im Leben zu verändern, um große Wirkung zu erzielen. Sind Sie neugierig geworden?

Na dann los …

  1. Machen Sie jeden Morgen ein paar ganz bewusste Atemzüge am geöffneten Fenster. Freuen Sie sich über den kühlen, frischen Duft am Morgen und füllen Sie Ihre Lungen mit der kühlen Luft.
  2. Duschen Sie sich zum Schluss morgens mal kalt (nicht nur kühl) ab und bleiben Sie ein paar Sekunden länger unter dem kalten Nass als üblich.
  3. Legen Sie einmal in der Woche einen Obst- oder Rohkosttag ein. Sie werden staunen, wie gut es Ihnen bekommt.
  4. Verzichten Sie morgens mal auf die übliche Tasse Kaffee und trinken stattdessen eine Tasse Rosmarintee. Rosmarin ist DER Wachmacher im Pflanzenreich.
  5. Wie wäre es mit einem Haferbrei mit Rosinen, Nüssen und reichlich frischem Obst zum Frühstück?
  6. Füllen Sie Ihr Weinglas abends statt mit Wein mit Obstsaft und trinken ihn genauso genüsslich, wie Sie sonst Ihren Wein genießen.
  7. Laufen Sie, wann immer Sie können, barfuß auf einer grünen Wiese oder über weichen Sand. Streifen Sie einfach Ihre Schuhe ab und freuen Sie sich über den Kontakt zur Erde und die unterschiedlichen Reize unter Ihren Füßen.
  8. Probieren Sie mal, im Rhythmus der Natur zu schlafen. Gehen Sie vor 22:00 Uhr ins Bett und stehen Sie gegen 6:00 Uhr auf. Jetzt ein paar tiefe Atemzüge am Fenster, eine kühle Dusche, eine Tasse Rosmarintee, Haferbrei mit frischem Obst und der Tag kann kommen. Sie werden staunen, wie wach, fit und energiegeladen Sie sind.

Bei der Darstellung der Behandlungsmethoden von Pastor Felke in dieser Broschüre und den auf diesen aufbauenden Anregungen zur Selbstheilung handelt es sich lediglich um unverbindliche Ratschläge.
Bei anhaltenden, unklaren oder neu auftretenden Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen, da es sich um Erkrankungen handeln kann, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen.

Weiterführende Literatur

Felke E, Rheinfeld M (1916) Handbuch der Felke-Heilweisen.
Selbstverlag, Köln.
Müller A (1911) Pastor Felke und seine Heilmethoden.
Worms & Lüthgen, Krefeld.
Stader H (1933) Rezeptierbuch der Felke-Heilweisen.
Felke-Ztg, Krefeld.
Hense H (1909) Kurzer Wegweiser durch die Heilfaktoren
in der Pastor Felkeschen Heilweise. Selbstverlag, Krefeld.
Felke-Verbund e.V. (1952) Pastor Felke’s Gesundheitsprogramm.
Selbstverlag, Sobernheim-Nahe.
Zähres W (1922) Ratgeber zur Felke-Kur und zur
Felke-Lebensweise. Selbstverlag, Kettwig.

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge von Dr. Jan-Christoph Wollmann zum Thema Felke und Homöopathie.