Kapitel 2: Wassertherapie und Wasser in der Therapie

Feuchte Wickel können die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen oder auch Fieber senken.

Feuchte Wickel können die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen oder auch Fieber senken. | Bild: photophonie – fotolia

Schon die römischen Legionäre schenkten der Wirkung von Wasser große Aufmerksamkeit. Sie erbauten auf ihren Heereszügen Städte vor allem an Thermal- und Heilquellen, um nach den Eroberungszügen Entspannung und Vergnügen zu genießen. Noch heute setzen beispielsweise Thermalbäder die Heilkräfte des Thermalwassers unter anderem für die Behandlung rheumatischer Beschwerden ein. Wasser wurde und wird als Therapeutikum in verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten genutzt.

Durch den Wickel zum Beispiel sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers und damit die körperliche Abwehr aktiviert werden. Er besteht aus drei Lagen. Zum Körper hin wird das erste feuchte Tuch aus Baumwolle oder Leinen gelegt. Die erste Lage überdecken ein trockenes Baumwolltuch sowie ein abschließendes Wolltuch. Das Wasser für das feuchte Tuch enthält häufig Zusätze wie Kräuter, homöopathische Mittel, Pelloide (Moore) oder Essig.

Ein Tee dazu

Die Dauer der Behandlung mit dem kalten Wickel beträgt höchstens 20 Minuten, da es zum Wärmeentzug kommt. Bei warmen Wickeln kann die Anwendung bis zu zwei Stunden dauern, die mit einer Ruhephase abgeschlossen wird. Heiße Getränke, etwa Kräutertees, unterstützen die Wirkung. Das Anlegen eines Wickels sollte von erfahrenen Pflegekräften oder Heilpraktikern erfolgen, da die Wickel auch Herz und Kreislauf belasten können.

Eine ähnlich lange Tradition haben Fußwaschungen für das Wohlbefinden. Sie können bei Menschen jeden Alters eingesetzt werden. Gerade kranke, bettlägerige Patienten genießen diese Form der Wasseranwendung. Für eine Fußwaschung braucht es eine Fußwanne, zwei bis drei Liter handwarmes Wasser, zwei Esslöffel Meersalz oder einfaches Kochsalz, ein Glas zum Schöpfen und ein Handtuch zum Abtrocknen sowie ein paar Wollsocken.

Impuls für den Stoffwechsel

Zunächst wird der herzferne rechte Fuß behandelt. Der Anwender schöpft dazu das Wasser immer wieder aus der Wanne und lässt es zwei bis fünf Minuten immer wieder über den Fuß laufen, sodass der ganze Fuß benetzt wird. Dann erfolgt eine ebenso lange Massage des Fußes mit dem Salz, welches den Stoffwechsel zusätzlich anregt und die Haut peelt. Danach wird der Fuß noch einmal abgegossen und ordentlich abgetrocknet. Der Wollstrumpf wärmt den Fuß anschließend. Nun folgt dieselbe Prozedur am linken herznahen Fuß.

Über die Fußwaschung werden der Stoffwechsel angeregt, der Kreislauf aktiviert, die Abwehrkräfte gestärkt und das Wohlbefinden des Patienten verbessert. Der Patient fühlt sich sauber und erfrischt. Über die Fußsohle werden die Fußreflexzonen harmonisiert. Wie beim Wickel kann aber auch ein Guss zur Belastung von Herz und Kreislauf führen. Bei offenen Beinen, Hauterkrankungen und anderen Problemen darf diese Therapie nicht durchgeführt werden und sollte deshalb vorher fachlich abgeklärt werden.

Felkes-Sitzbad

Pastor Emanuel Felke (1856 – 1926) entwickelte die so genannte Felkekur. Sie besteht aus den folgenden Grundelementen:

  1. Felke-Sitzbad: Die Badedauer beträgt ein bis fünf Minuten. Nach dem Sitzbad wird der ganze Körper mit dem Wasserschlauch abgespült.
  2. Lichtluftbad: ausgekleidet etwa 15 bis 20 Minuten
  3. Lehmbad: Das Wasser wird mit Lehm vermischt. Nach dem Lehmbaden wird die Masse mit dem Schlauch abgespült und der Körper mit den Händen trockengerieben
  4. Erdschlafen: Schlafen auf dem Erdboden
  5. Luftbaden der Lungen: langsames tiefes Einziehen der Luft durch die Nase bei geschlossenem Mund und Ausstoßen der Luft durch den Mund, 12 bis 20-mal

Ergänzt werden die Anwendungen durch eine nahezu fleischfreie Diät mit viel Gemüse, Grünkern, Kartoffeln und Obst. Bereits im Jahr 1914 entstanden Felke-Kurorte zum Beispiel in Sobernheim im Nahetal, Berlin, Aachen, Krefeld, Kettwig, Dortmund, Stettin und Benneckenstein im Harz.

Es gibt noch etliche andere Beispiele der Wassertherapie. Eine wichtige Rolle spielen hier auch die kneippschen Güsse, innerliche Anwendungen wie beispielsweise das Trinken von warmem Wasser aus dem Ayurveda und vieles, vieles mehr.

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge von Dr. Beate Kranz-Opgen-Rhein zum Thema Wasser und Homöopathie.