Kapitel 2: Vitamin D-Mangel – für Ausgleich sorgen

Um den Körper im Gleichgewicht zu halten und ihn somit vor Krankheiten zu bewahren, braucht es einen ausgewogenen Haushalt an Mineralstoffen und Spurenelementen

Um den Körper im Gleichgewicht zu halten und ihn somit vor Krankheiten zu bewahren, braucht es einen ausgewogenen Haushalt an Mineralstoffen und Spurenelementen. | Bild: styf – fotolia

Wie bereits gesagt, haben wir im Winter nur dann genügend Vitamin D, wenn die Sommersonne auch zum Auftanken genutzt wird. Das schaffen aber die meisten vor allem berufstätigen Menschen nicht. Die UVB-Strahlung wird beim Durchgang durch die Atmosphäre zum Teil absorbiert. Je schräger die Sonne steht, umso weniger Strahlung kann für die Bildung von Vitamin D genutzt werden. Denn vor 10.00 Uhr und nach 15.00 Uhr findet keine nennenswerte Vitamin D-Produktion statt.

Damit bleibt für berufstätige Menschen nur die Mittagspause. Doch wer schafft es in dieser kurzen Zeit, sich ein Plätzchen an der Sonne zu sichern? Und am Wochenende alles nachzuholen geht nicht, da wir untrainiert rasch einen Sonnenbrand bekommen. Wenn wir also längere Zeit in der Sonne bleiben möchten, müssen wir uns mit Sonnencreme schützen und dann gibt es eben kein Vitamin D. Ein echter Teufelskreis.

Welche Tipps haben Sie, um bei einer Unterversorgung oder einem Mangel das ganze Jahr hindurch gut mit dem Mikronährstoff versorgt zu sein?

So wie bei den Autos heute der Hybrid-Antrieb als ideal angesehen wird, sollten wir auch bei Vitamin D versuchen, für die optimale Versorgung verschiedene Quellen zu erschließen. Das bedeutet, im Sommer so häufig wie möglich über die Mittagszeit so viel Haut wie möglich von der Sonne bescheinen zu lassen. In der Regel reichen 15 Minuten aus. Im Herbst lässt sich der individuelle Vitamin D-Status bestimmen, der meistens unter den Erwartungen liegt.

Dann kommt Plan B zum Tragen: die Ersatzmaßnahmen für die Winterzeit. Dies ist zum einen eine regelmäßige Einnahme eines pharmazeutisch hergestellten Vitamin D-Präparates. Für 70 kg Körpergewicht werden täglich 3.000-4.000 Internationale Einheiten benötigt. Die Dosis für Kinder sollte entsprechend dieser Gewichtsangabe angepasst werden. Als ergänzende Maßnahme bietet sich neben einem Urlaub in sonnigen Gefilden die Nutzung einer künstlichen Sonne im Sonnenstudio. Allen Unkenrufen zum Trotz wird hier durchaus Vitamin D gebildet und in einem gut geführten Studio lässt sich mithilfe einer Hautmessung die Zeit berechnen, die man ohne Sonnenbrand auf der Sonnenbank zubringen kann.

Kann es zu einer Überdosierung kommen? Wenn ja, welche Folgen kann das haben?

Theoretisch ja, praktisch ist sie aber extrem selten. Dies liegt daran, dass Vitamin D eine enorme therapeutische Breite hat. Es passiert nichts, wenn zum Beispiel einmal die doppelte Dosis eingenommen wurde. Das Geheimnis der guten Verträglichkeit liegt darin, dass zugeführtes Vitamin D die Vorstufe des aktiven Hormons darstellt und der Körper nur so viel von dieser aktiven Form bildet, wie er in der einzelnen Zelle benötigt. Leider hat sich in der Ärzteschaft noch nicht herumgesprochen, dass der Ausgleich eines Mangels an Sonnenhormon die gleiche Bedeutung für den Körper hat, wie zum Beispiel die Beseitigung eines Schilddrüsenhormonmangels.

Worauf ist bei der Auswahl von Supplementen zu achten?

Ältere Kombinationspräparate enthalten durchweg zu wenig Vitamin D und im Verhältnis zu viel Kalzium. Die modernen Präparate sind in aller Regel Monopräparate. Die Einnahme erfolgt am besten zusammen mit einer fetthaltigen Mahlzeit, da Vitamin D eine fettlösliche Molekülstruktur hat. Ob man nun täglich seine erforderliche Dosis einnimmt oder einmal wöchentlich eine entsprechend höhere Dosis, bleibt jedem Einzelnen überlassen.

Monats- oder Quartalsdosen sind hingegen nicht mehr physiologisch. Eine Ausnahme bildet die sogenannte „Hochdosistherapie“, die jedoch eigentlich keine anhaltende Hochdosis ist, sondern lediglich in kurzer Zeit (einige Wochen) das vorhandene Defizit mit höheren Dosen schneller ausgleicht. Anschließend wird mit der Erhaltungsdosis weitergemacht. Vitamin D sorgt für eine verbesserte Kalziumaufnahme im Darm. Das wiederum kann zu einer Mangelsituation in Bezug auf Magnesium führen, worauf spürbare Wadenkrämpfe hinweisen. In diesen Fällen macht es Sinn, dieses Spurenelement zusätzlich zuzuführen. Ob auch eine ergänzende Einnahme von Vitamin K2 sinnvoll ist, wird in Fachkreisen derzeit diskutiert.

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge des Mediziners Prof. Dr. Jörg Spitz zum Thema Vitamin D-Mangel.

Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Vitamin D und Vitamin D-Mangel