Kapitel 2: Faszinierende Faszien – Bewegung heilt

Viele Bewegungsübungen zur Stärkung der Faszien lassen sich auch am Arbeitsplatz gut einbauen. | Bild: Robert Kneschke - fotolia

Viele Bewegungsübungen zur Stärkung der Faszien lassen sich auch am Arbeitsplatz gut einbauen. | Bild: Robert Kneschke – fotolia

Zunächst beschrieb Dr. Fidermuc Maler den Einfluss der Faszien auf unseren Körper und deren Bedeutung für die Verbindung von Körper und Geist. Im zweiten Kapitel geht der Gesundheitscoach auf die Bedeutung der Bewegung für die Faszien und damit für die Gesundheit des Menschen ein.

Joseph Pilates entwickelte das systematische Ganzkörpertraining, das sich über Jahrzehnte und weltweit erfolgreich etablierte. Das klassische Pilates-Training hat er über viele Jahre verfeinert. Den Anstoß dafür gab ihm seine schwache Gesundheit in der Kindheit und die spätere Kriegsverletztung im ersten Weltkrieg. Aus dem Krankenbett schuf er sein Turngerät, den Reformer, und ließ die Verwundeten durch die vielfältigen Übungen auf dem Gerät schneller heilen.

Er behauptete: Bewegung heilt! Er lag damit richtig. Unser Rücken fängt beispielsweise an zu schmerzen, sobald wir stundenlang in einer Position am Schreibtisch ausharren und unser Muskel- und Fasziensystem nicht beanspruchen! Bewegungsmangel, Stress, nicht förderliche Nahrungsmittel führen zum Wasserverlust. Sie lassen das Fasziensystem austrocknen und versteifen. Muskeln, Bänder und Sehnen können sich dann nicht richtig bewegen. Es knirscht und zieht überall, so wie ein schlecht geschmierter Hydraulik-Zylinder.

Dieselbe Wirkung auf das Gewebe wie Kneten, Ziehen oder Massieren entsteht durch veränderte Bewegungsmuster. Der Körper passt sich grundsätzlich der Stellung an, die wir von ihm bewusst oder unbewusst verlangen. Das heißt, dass wir im Alltag bestimmte Bewegungsmuster – wie etwa gekrümmt am Schreibtisch sitzen – haben. Der Rücken hat sich der Stellung angepasst. Leider führt eine solche Anpassung oft zu Schmerzen im muskuloskeletalen Bewegungsapparat des Rückens. Um die Schmerzen nun verschwinden zu lassen, sollte in diesem Fall die gekrümmte Rückenstellung verändert werden. Beispielsweise kann man abwechselnd an einem Stehtisch arbeiten mehrfach am Tag ein paar Dehnungsübungen machen oder ein Pilates-Training anfangen. Damit verändern wir das Schmerzen verursachende Bewegungsmuster und führen ein neues ein. Die Schmerzen gehen zurück oder verschwinden ganz, was die These von der heilenden Bewegung von Joseph Pilates belegt.

Pilates als Faszientraining

Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Faszien sind eine große Bereicherung sowohl im therapeutischen Bereich als auch im Training. Sie sind Grundlage dafür, Verletzungen zu heilen oder ein schwaches Fasziennetzwerk wieder auf Vordermann zu bringen. Die folgenden fünf Prinzipien bilden die Grundlage für eine tiefgreifende Veränderung der Faszienstruktur:

  • das Katapult-Prinzip
  • das Prinzip des dynamischen schnellen oder langsamen myofaszialen Dehnens
  • das Ninja-Prinzip
  • das Prinzip der Durchfeuchtung (Hydration) der Grundsubstanz und
  • das Prinzip des propriozeptiven Refinements, das heißt der Schärfung und Verfeinerung der Selbstwahrnehmung.

Die von Pilates entwickelte Trainingsmethode kann durchaus als Faszientraining bezeichnet beziehungsweise gestaltet werden. Lesen Sie im nächsten Kapitel, wie Sie ganz einfach Pilates-Übungen durchführen und die genannten Prinzipien anwenden können, um damit Ihr Fasziensystem zu stärken.

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge von Dr. Zrinka Fidermuc Maler über Faszien und Selbstcoaching gegen Stress.