Homöopathika gehören zu einer guten Gesundheitsversorgung
Für sie gehören Homöopathika und Anthroposophika zu einer guten Gesundheitsversorgung, denn die gesamte Therapievielfalt sollte zum Patientenwohle genutzt und nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Dr. Meike Criswell leitet beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) den Bereich „Homöopathika und Anthroposophika“. Die Pharmazeutin setzt sich dafür ein, dass die Integrative Medizin stärker in das Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit rückt.
Frau Dr. Criswell, Sie haben im Sommer vergangenen Jahres den Bereich „Homöopathika und Anthroposophika“ im BPI übernommen. Was genau sind dort Ihre Aufgaben?
Meiner 8-jährigen Tochter sage ich immer: „Mama kümmert sich beim BPI um alles, was mit Homöopathie und Anthroposophischer Medizin zu tun hat“. Genauer gesagt, kümmere ich mich vor allem um die Mitgliedsunternehmen in diesem Bereich. Ich berate sie und vertrete ihre Interessen gegenüber der Politik, den Behörden, Gesundheitsorganisationen und anderen Partnern im Gesundheitswesen. Die Themen sind vielfältig, zum Beispiel beschäftige ich mich mit Zulassungsfragen und Arzneimittelsicherheitsthemen. Wenn ein Gesetzgebungsverfahren läuft, das diese Arzneimittel betrifft, begleite ich das verbandsseitig und stehe den betroffenen Mitgliedsfirmen mit Rat und Tat zur Seite.
Sie haben sich das Ziel gesetzt, besondere Therapierichtungen „als wichtigen Teil im Medizinpluralismus stark zu machen“. Wie wollen Sie dies erreichen?
Wir müssen deutlicher herausstellen, dass Homöopathika und Anthroposophika hochwertige Arzneimittel „Made in Germany“ sind. Sie sichern Arbeitsplätze, binden Fachkräfte an den Standort und erfreuen sich als Ergänzung zur Schulmedizin großer Beliebtheit. Zugleich sind es komplexe Produkte. Die Hersteller produzieren die Präparate nicht einfach mal eben am Fließband. Der Prozess, angefangen von der Gewinnung benötigter Ausgangsmaterialien bis hin zu Produktion und Qualitätskontrolle mit neuesten High-Tech-Verfahren, ist sehr aufwändig und kompliziert. Auch Forschungsprojekte werden initiiert oder unterstützt. Homöopathische und anthroposophische Arzneimittel sind für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung von großer Bedeutung und weltweit beliebt. Das muss stärker in das Bewusstsein von Politikern und Öffentlichkeit rücken und dafür setze ich mich ein.
Welche Motivation steht dahinter?
Ich selbst habe als Apothekerin mit der Nutzung der kompletten Therapievielfalt der Medizin immer positive Erfahrungen gemacht, sei es früher beim Patientengespräch in der Offizin oder aktuell im Familien- und Freundeskreis. Für mich gehören Homöopathika und Anthroposophika einfach zu einer guten Gesundheitsversorgung dazu. Die gesamte Therapievielfalt sollte zum Patientenwohle genutzt und nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Ein Beispiel: Als meine Mutter Krebs bekam, erhielt sie natürlich eine Chemotherapie und die entsprechenden Medikamente. Aber die Nebenwirkungen wie die quälende Mundtrockenheit und die Übelkeit konnten gut und sicher mit Homöopathika gelindert werden. Zusammen mit anderen Maßnahmen sieht für mich so eine gelungene Rundum-Versorgung aus.
Die Alternativmedizin erfährt seit Jahren einen immensen Zulauf. Können Sie einschätzen, welchen Anteil diese Therapierichtungen heute an der medizinischen Versorgung haben?
Am Umsatz gemessen haben Homöopathika 2015 einen Anteil von 1,4 Prozent an allen Humanarzneimitteln ausgemacht. Dabei zeigte sich ein relativ großer Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen aus den BPI Pharma Daten untermauern die wachsende Beliebtheit in der Bevölkerung. Häufig nehmen Patienten die Präparate auf Empfehlung von Freunden, Familienmitgliedern oder dem Arzt/Apotheker ihres Vertrauens ein. Wenn es hilft, greift man beim nächsten Mal gerne wieder zu homöopathischen Arzneimitteln. Viele Menschen sehnen sich nach einer Versorgung, die auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht und sie respektiert, und dazu gehören eben auch homöopathische Arzneimittel, die auf natürliche Weise wirksam und sicher sind.
Wie sieht für Sie die medizinische Versorgung 2030 aus? Wagen Sie für uns einen „Blick in die Glaskugel“?
Ich bin keine Hellseherin. Sinnvoll und wünschenswert wäre es auf jeden Fall, wenn sich die Politik in Zukunft noch stärker zur Therapievielfalt bekennen würde. Konkret sollten die besonderen Therapierichtungen gefördert und als Regelleistung der Versorgung anerkannt werden. Homöopathische und anthroposophische Präparate werden ohnehin verstärkt von Ärzten und Apothekern empfohlen und von Patienten genutzt.
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