Homöopathie in der Kinderheilkunde – Kapitel 3: Anamnese und Diagnose
Den deutlichen Vorteilen, die die Homöopathie gerade bei der Behandlung von Kindern gegenüber vielen anderen Therapieverfahren bietet, stehen natürlich auch einige Nachteile entgegen. Etwa bei der Auswahl des individuell am besten zu Krankheitssymptomen und Persönlichkeit des zu behandelnden Kindes passenden Einzelmittels – der sogenannten Homöopathischen Repertorisation: Dabei geht der Therapeut in der Regel so vor, dass er die im Rahmen der Anamnese notierten Symptome hierarchisch einordnet und dabei vor allem auf Leitsymptome achtet, die für oder gegen ein entsprechendes Homöopathikum sprechen. Diese vergleicht er anschließend mit Arzneimittelbildern verschiedener Homöopathika, um die größtmögliche Übereinstimmung und somit das richtige Arzneimittel zu finden.
Ein Verfahren, dass sich auf Grund der Vielzahl homöopathischer Einzelmittel bereits bei Erwachsenen schwierig gestalten kann. Solche Einzelmittel basieren meist auf Haushaltszucker als Träger. Bei diesen Globuli kommt außerdem folgendes Problem hinzu: Je nach Patient und Beschwerdebild muss der Therapeut auch schon mal Fragen stellen, die der Patient aus seiner subjektiven Empfindung heraus vielleicht nicht beantworten kann (oder will, da sie ihm ggf. zu intim erscheinen). Ein Kleinkind oder gar Baby ist dazu erst recht nicht in der Lage.
Genau an diesem Punkt setzen nun Komplexmittel an, wie sie Hevert-Arzneimittel und andere Hersteller bieten: Gewissermaßen Universal-Mittel gegen bestimmte Leiden, die mehrere homöopathische Einzelmittel enthalten, um die aufwändige Homöopathische Repertorisation zu umgehen. Motto: „Das richtige Mittel wird schon dabei sein und die überflüssigen schaden nicht“ – im Gegensatz zur Klassischen Homöopathie, die in der Regel nur Einzelmittel berücksichtigt. Solche Komplexmittel sind häufig in Tablettenform erhältlich, bei denen Milchzucker als Trägerstoff dient – ein Aspekt, der bei einer entsprechenden Unverträglichkeit beachtet werden muss. Ebenfalls überwiegend im Komplexmittel-Bereich finden die meisten homöopathischen Dilutionen (alkoholische Lösungen), Ampullen, Salben und Tropfen Anwendung.
Bei solchen Komplexmitteln ist meist beschrieben, bei welchen Beschwerden (Indikationen) sie anzuwenden sind. Daher eignen sie sich auch zur Selbstmedikation. Die Auswahl eines geeigneten Einzelhomöopathikums gemäß Klassischer Lesart erfordert dagegen ein fundiertes homöopathisches Wissen, da diese im Normalfall mit keiner Indikation versehen sind.
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Quellen und weiterführende Links:
Der Unterschied zwischen der klassischen Homöopathie und der modernen Komplexhomöopathie