Vergesslichkeit: Ausdauersport hilft dem Gehirn auf die Sprünge

Sport trainiert das Gehirn besser als Denksport | Bild:  NDABCREATIVITY - Adobe Stock
Sport trainiert das Gehirn besser als Denksport | Bild: NDABCREATIVITY – Adobe Stock

Ob Namen, PIN-Codes oder Autoschlüssel – jeder kennt das Gefühl, wenn einen das Gedächtnis im Stich lässt. Vergesslichkeit ist ganz normal, kann im Alter aber zunehmen. Zum Glück lässt sich die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns lebenslang trainieren und sogar verbessern. Wer dabei nur auf Gehirnjogging setzt, vergibt eine Chance. Forscher sind sich heute einig: Das Gehirn ist eines der Organe, das am meisten von körperlichem Training profitiert.

Vergesslichkeit hat nicht unbedingt mit dem Alter zu tun. Auch junge Menschen kennen Gedächtnisaussetzer. Nur machen sie sich meistens darüber keine Gedanken. Zu Recht, denn oft ist man einfach nur abgelenkt, müde oder gestresst. Auch eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr oder Vitaminmangel kann vergesslicher machen. Ab der Lebensmitte aber kommt bei Gedächtnisstörungen schnell die Angst auf, an einer beginnenden Demenz zu leiden. In den meisten Fällen handelt es sich bei Vergesslichkeit im Alter aber nicht um eine krankhafte Leistungsstörung des Gehirns, sondern um eine sogenannte gutartige Altersvergesslichkeit (leichte kognitive Störung).

Warum wird man im Alter vergesslicher?

Wie der gesamte Körper altert auch unser Gehirn. Die Zahl der Gehirnzellen nimmt ab und die Verbindungen der Nervenzellen untereinander funktionieren schlechter. Dass wir mit den Jahren vergesslicher werden, gehört zum ganz natürlichen Alterungsprozess. Wer hin und wieder etwas vergisst, muss sich meist keine Sorgen machen. Häufige Erinnerungslücken sollte man dagegen ernst nehmen. Da insbesondere im Alter auch eine Demenz wie die Alzheimer-Erkrankung der Vergesslichkeit zugrunde liegen kann, muss die Ursache schnellstmöglich von einem Arzt abgeklärt werden.

Sport trainiert das Gehirn besser als Denksport

Was dem Körper gut tut, tut auch dem Gehirn gut, nämlich wenig oder besser kein Alkohol, eine gesunde Ernährung, Entspannung und vor allem regelmäßige Bewegung. Dass Gehirnjogging-Spiele an Computer und Handy die allgemeine geistige Leistungsfähigkeit steigern, ist dagegen wissenschaftlich nicht belegt, sagen über 70 weltweit führende Kognitionspsychologen und Neurowissenschaftler in einer gemeinsamen Erklärung. Körperliches Training (z.B. aerobes Fitnesstraining) dagegen steigere die körperliche Gesundheit und wirke nachweisbar positiv auf die Durchblutung des Gehirns und auf kognitive Leistungen. Eine neue Studie konnte zeigen, dass aerobes Fitnesstraining sogar ein bereits nachlassendes Gedächtnis wieder verbessern kann.

Was passiert bei Sport im Gehirn?

Dass körperliches Training zu den effektivsten Strategien gegen Vergesslichkeit gehört, ist wissenschaftlich erwiesen. Weniger klar war bislang, über welche Mechanismen körperliche Aktivität das Gedächtnis verbessert. Dieser Frage gehen Studien mit bildgebenden Verfahren, dem sogenannten Neuroimaging nach. So konnten Wissenschaftler des Advanced Imaging Research Center an der University of Texas Southwestern Medical Center jetzt zeigen, dass die Steigerung der Gehirndurchblutung ein Hauptgrund dafür ist, dass aerobes Training die Gedächtnisfunktion verbessert. Für ihre Studie teilten sie 30 Teilnehmer mit leichter kognitiver Beeinträchtigung in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe absolvierte für ein Jahr ein Ausdauertraining, die andere Gruppe machte Dehnübungen. In der Ausdauersportgruppe zeigte sich nach einem Jahr eine 47-prozentige Verbesserung gedächtnisrelevanter Werte im Vergleich zu einer minimalen Veränderung in der Vergleichsgruppe. Ruheaufnahmen vom Gehirn der Sportgruppenteilnehmer zu Beginn und am Ende der Studie zeigten eine erhöhte Durchblutung der Gehirnregionen (vorderer cingulärer Cortex und Hippocampus), die für die Gedächtnisfunktion eine Rolle spielen. Das wichtigste Ergebnis war, dass die sportbedingte Steigerung der Gehirndurchblutung auch älteren Menschen helfen kann, die bereits an Gedächtnisproblemen leiden.