So wirkt Hopfen: Wiederentdeckung einer heimischen Heilpflanze

Neben Baldrian ist Hopfen (humulus lupulus) eines der wichtigsten pflanzlichen Mittel mit beruhigender, den Schlaf fördernder Wirkung

Mehr als nur ein Bierzusatz: Auch als Heilpflanze hat sich Hopfen (Humulus lupulus) bewährt. | Bild: Vera Kuttelvaserova – Fotolia

Bei Hopfen denkt man an Bier. Doch das Hanfgewächs ist weit mehr als eine Bierzutat. Neben Baldrian ist Hopfen (humulus lupulus) eines der wichtigsten pflanzlichen Mittel. So wirkt auch Hopfen bei nervöser Erregung und Einschlafstörungen. Dass Hopfen der Gesundheit noch weitaus mehr nützt, zeigt die Forschung der letzten Jahre: Seine Inhaltsstoffe schützen auch vor Zellschäden. Und ein isolierter Wirkstoff aus Hopfenzapfen könnte in Zukunft sogar eine Rolle in der Vorbeugung und Behandlung von Krebserkrankungen spielen.

Natürliches Konservierungsmittel

Dass Hopfen Getränke haltbar macht, ist spätestens seit dem Mittelalter in Europa bekannt. Die antimikrobielle Wirkung ist hauptsächlich auf die Bitterstoffe im Hopfen zurückzuführen. Doch Hopfen macht nicht nur Bier haltbarer. In einem Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) erstmals Hopfenextrakte für die natürliche Konservierung von ausgewählten Frischeprodukten eingesetzt. Mit Erfolg: Ob als Verpackungszusatz oder unmittelbar auf die Produkte aufgebracht, erhöhte die Hopfenpflanze dank ihrer antibakteriellen Wirkung die Haltbarkeit insbesondere leichtverderblicher Lebensmittel wie vorgeschnittene Salate und Obst. Natürliche Hopfenextrakte bieten damit eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen synthetischen Konservierungsstoffen wie Benzoe- oder Sorbinsäure.

Schlaf- und Beruhigungsmittel

In der Volksmedizin und Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) wird Hopfen vor allem als Schlaf- und Beruhigungsmittel geschätzt. Vor allem in Verbindung mit Baldrian wirkt Hopfen hier nachweisbar. Verantwortlich für die beruhigende Wirkung sind vermutlich die Bitterstoffe (Humulone und Lupulone) im Hopfen, die auch dem Bier seine herbe Note verleihen. Hopfen ist in zahlreichen pflanzlichen Schlaf- und Beruhigungsmitteln, oft in Kombination mit Baldrian enthalten. Auch Hopfentees, Badezusätze mit Hopfen oder Hopfenkissen werden bei Nervosität und zur Förderung eines gesunden Schlafes empfohlen.

Pflanzliches Östrogen

Hopfen ist auch reich an pflanzlichen Östrogenen, was seine wohltuende Wirkung bei Wechseljahresbeschwerden erklärt. Dass Hopfen-Östrogene auch den Menstruationszyklus verkürzen können, ist von den Frauen, die in der Hopfenernte mitarbeiteten, bekannt. Während der Ernte setzte ihre Regel häufig früher ein.

Krebsvorbeugung

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Immer mehr wissenschaftliche Studien belegen die vielfältigen positiven Wirkungen des im Hopfen vorkommenden Xanthohumols. Von besonderem Interesse ist dabei das hohe Potenzial gegen Krebs. So zeigte der Inhaltsstoff in speziellen Testreihen eine 200-fach stärkere Wirkung gegen Brustkrebs als das im Rotwein vorkommende Resveratrol. Xanthohumol wirkt auf allen Stufen der Krebsentwicklung: es schützt vor der Entstehung, beugt Wachstum und Metastasenbildung vor. Xanthohumol gehört damit zu den vielversprechendsten Antioxidantien überhaupt. Mit Biertrinken lässt sich jedoch keine pharmakologische Wirkung erzielen. „Bier enthält Xanthohumol in verschwindend geringen Mengen“, so Dr. Clarissa Gerhäuser vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Um eine messbare Schutzwirkung zu erzielen, müsste man pro Tag viele hundert Liter trinken. Um Xanthohumol als Arzneimittel einzusetzen, muss es konzentriert und in hoher Dosis verabreicht werden. Daran wird intensiv geforscht.