Senioren essen anders

Senioren sollten beim Essen auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr achten, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.

Senioren essen anders – jedoch sollten sie nicht den Spaß an der Ernährung verlieren. | Bild: GettyImages

100 Jahre alt werden – wer möchte das nicht? In den vergangenen Jahrzehnten ist die Lebenserwartung in Deutschland immer weiter gestiegen. Der demografische Wandel rückt auch die Ernährung von Menschen über 65 immer stärker in den Fokus: Denn Senioren essen anders als jüngere Menschen. Sie sollten beim Essen einige Faktoren beachten, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.

Forscher gehen übrigens davon aus, dass heute jedes zweite geborene Kind 100 Jahre alt wird. Laut statistischem Bundesamt erreichen Frauen ein Alter von 83 Jahren, Männer werden durchschnittlich 79 Jahre alt.

Stoffwechsel verläuft bei Senioren anders

Mit zunehmendem Alter verändert sich der menschliche Körper: Der Stoffwechsel verringert sein Tempo, die Zellen teilen sich deutlich langsamer. Muskel- und Fettanteile am Körper verschieben sich. Dass Senioren im Alter weniger essen, hat auch hormonelle Ursachen. Das Hormon Ghrelin spielt für den Stoffwechsel eine zentrale Rolle. Es ist im Gehirn dafür zuständig, Appetit auszulösen. Zusammen mit den Hormonen Leptin und Cortisol beeinflusst es das Hunger- und Sättigungsgefühl. Da die Ghrelin-Konzentration im Laufe des Lebens sinkt, haben alte Menschen weniger Hunger. Laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) benötigt ein 65-jähriger Mann am Tag etwa 330 Kilokalorien weniger als ein 25-Jähriger. Als Rentner haben Senioren kaum noch arbeitsbedingten Stress und mehr Ruhephasen. Dadurch verlangsamt sich der Grundumsatz, der Energiebedarf nimmt ab.

Essen für Senioren – Nährstoffmangel verhindern

Obwohl der Energiebedarf sinkt, bleibt der Nährstoffbedarf im Alter unverändert. Für Senioren sind deshalb fünf kleine Mahlzeiten täglich empfehlenswert. Auf dem Speiseplan sollten möglichst oft Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte stehen. Senioren sollten außerdem viel Eiweiß essen. Zu den eiweißreichen Lebensmitteln gehören Milchprodukte, Nüsse und Eier. Aber auch Hülsenfrüchte und Fleisch enthalten viel Protein. Eine ausreichende und ausgewogene Ernährung fördert die Gesundheit, indem sie einen möglichen Nährstoffmangel verhindert. Süßspeisen wie Kuchen und Torten dagegen enthalten viel Zucker und Fett. Diese leeren Kalorien gilt es möglichst zu vermeiden. Bei bestimmten altersbedingten Krankheiten wie Diabetes, Nierenleiden oder Herzschwäche ist es außerdem wichtig, die Ernährung anzupassen. Ältere Menschen leiden nicht selten an Gelenkbeschwerden zum Beispiel durch Gicht. Bei Gicht ist es wichtig, den Konsum purinreicher Nahrung, wie Fleisch, Fisch, Innereien, Aufschnitt und Leberwurst zu reduzieren, da sich Purine in den Gelenken der unteren Extremitäten absetzen und auskristallisieren können, was die typischen Gichtsymptome auslöst. Wer Diuretika einnehmen muss, hat einen erhöhten Bedarf an Mineralstoffen. Viele Senioren versuchen, einem möglichen Nährstoffmangel mit Nahrungsergänzungsmitteln vorzubeugen. Die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch nicht nach dem Motto „Viel hilft viel“ sondern gezielt erfolgen. Um Defizite an Mikronährstoffen optimal auszugleichen, die zuvor im Labor nachgewiesen wurden, ist ein Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker sinnvoll

Verdauung verändert sich bei Senioren

Manche Lebensmittel werden von Senioren nicht mehr vertragen. Deshalb beschränken sie sich auf eine weniger abwechslungsreiche Ernährung. Im Alter produziert der Magen weniger Säure und auch die für die Verdauung notwendige Enzym-Produktion lässt nach. Zusätzlich sorgen bestimmte Medikamente dafür, dass ältere Menschen ihre Nahrung nicht mehr optimal aufnehmen und verwerten können. Altersbedingte Krankheiten haben ebenfalls einen Einfluss auf die Verdauung. Beispielsweise kann eine chronische Gastritis die Magenschleimhaut beeinträchtigen, sodass der für die Aufnahme von Vitamin B12 erforderliche „Intrinsic-Faktor“ weniger oder gar nicht mehr produziert wird.

Appetit auf Essen – bei Senioren verringert

Altersbedingte Einschränkungen verderben Senioren sprichwörtlich den Appetit: Viele Senioren klagen darüber, dass sie die Geschmacksrichtungen süß, salzig und bitter nicht mehr so gut wahrnehmen können wie früher. Im Mund wird weniger Speichel gebildet, der für die Funktion des Geschmackssinns eine entscheidende Rolle spielt. Bei Demenzkranken ist es häufig symptomatisch, das Essen einfach zu „vergessen“. Es kommt auch vor, dass die Zähne, der Schluckvorgang oder Verdauungsorgane nicht mehr richtig funktionieren. Essen hat dann mit Genuss nicht mehr viel zu tun, sondern kann für Senioren mühselig und lästig werden.

Tipp: Bei Senioren kann der Appetit angeregt werden, wenn vertraute Speisen auf den Tisch kommen. Denn sie essen gerne Gerichte, die sie von früher kennen. Die Zubereitung sollte aber nicht zu kompliziert sein. Wichtig ist es, etwas mehr zu würzen, zum Beispiel mit frischen Kräutern. Allerdings sollten Senioren darauf achten, dass sie nicht mehr als sechs Gramm Salz am Tag essen. Für Personen, die nicht mehr gut kauen können, sind Eiweißdrinks geeignet.

Senioren sollten auf ihre Flüssigkeitszufuhr achten

Die meisten Männer und Frauen essen im Alter nicht nur weniger, sondern vernachlässigen auch ihre Flüssigkeitszufuhr. Sie verspüren einfach weniger Durst, und einige trinken erst dann etwas, wenn der Durst sehr ausgeprägt ist. Das reicht von der Menge her jedoch nicht aus. Besser ist es, viel Flüssigkeit über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Manche Senioren trinken zu wenig, weil sie die nächtlichen Toilettengänge scheuen oder an Prostatabeschwerden leiden. Ein dauerhafter Flüssigkeitsmangel wirkt sich nachteilig auf die Verdauung aus und kann zu erheblichen Konzentrationsstörungen führen. Außerdem lässt er die Haut austrocknen. Personen ab 65 Jahren empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 1,5 bis 2,5 Liter pro Tag zu trinken. Geeignete Durstlöscher sind Wasser, Tee und ungesüßte Säfte.

Tipp: Senioren sollten darauf achten, wie viel sie am Tag trinken. Am einfachsten ist es, wenn sie sich jeden Morgen eine große Flasche Wasser auf den Tisch stellen. Abends sollte die Flasche leer sein.

Gewichtskontrolle wichtig

Der Körper von Senioren baut Muskelmasse ab, Fett wird vermehrt eingelagert: Jüngere Senioren bringen deshalb meistens ein paar Kilos zu viel auf die Waage. Männer und Frauen im Greisenalter sind dagegen eher untergewichtig. Während die DGE jüngeren Erwachsenen einen Body Mass Index (BMI) von 20 bis 24 als ideal empfiehlt, rät sie Menschen ab 65 Jahren zu einem BMI von 24 bis 29. Ein BMI unter 20 kann ein Zeichen für eine Mangelernährung sein.

Tipp: Wenn Senioren ohne Diät an Gewicht verlieren, sollten sie die Ursache abklären lassen. Ursache für den Gewichtsverlust kann eine Krankheit sein.