Histaminintoleranz: Wenn Rotwein Beschwerden macht

Menschen, die von Histaminintoleranz betroffen sind, greifen besser zu Weißwein als zu Rotwein. | Bild: Robert Kneschke – Fotolia

Menschen, die von Histaminintoleranz betroffen sind, greifen besser zu Weißwein als zu Rotwein. | Bild: Robert Kneschke – Fotolia

Der körpereigene Botenstoff Histamin spielt bei vielen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle. Zu viel davon kann aber Probleme machen, etwa im Verdauungstrakt, Herz-Kreislaufsystem oder an der Haut. Beispielsweise können Rotwein und Käse Beschwerden auslösen. Aufgrund der Vielzahl an Symptomen bei einer Histaminintoleranz ist eine genaue Diagnose wichtig. Für Betroffene empfiehlt sich eine histaminarme Ernährung.

Was ist Histamin?

Biochemisch gehört Histamin zur Gruppe der biogenen Amine. Als körpereigener Botenstoff erfüllt Histamin in unserem Körper eine ganze Reihe wichtiger Funktionen wie die Anregung der Magensaftproduktion, die Steigerung der Darmbewegung oder die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus. Zudem spielen Histamine bei Entzündungsprozessen eine Rolle. Sie sorgen für eine bessere Durchblutung und damit eine schnelle Einwanderung der Abwehrzellen in den entzündeten Bereich. Besonders viel Histamin wird bei einer allergischen Reaktion ausgeschüttet und ist für die typischen Allergie-Symptome verantwortlich. Doch nicht nur der Körper selbst produziert Histamin. Als Abbauprodukt der Aminosäure Histidin kommt Histamin auch in einigen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor.

Histaminintoleranz – Warum entsteht sie?

Eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin aus der Nahrung wird als Histaminintoleranz oder Histaminose bezeichnet. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Allergie, sondern um eine Abbaustörung. Die Ursache dafür ist eine Enzymschwäche: Bei einer Histaminintoleranz werden zu wenig der für den Abbau notwendigen Enzyme Diaminoxidase (DAO) und HNMT gebildet. Die Diaminoxidase verhindert, dass Histamin aus dem Darm aufgenommen wird und ist mit HNMT (kurz für Histamin-N-Methyltransferase) am Abbau des Stoffes im Körper beteiligt. Das nicht abgebaute Histamin gelangt in den Blutkreislauf und löst durch Andocken an den Histaminrezeptoren die unterschiedlichsten Symptome aus. Ob es sich bei der Histaminose um eine eigenständige Krankheit handelt, ist wissenschaftlich umstritten. Ebenso wenig ist klar, ob die Unverträglichkeit erblich ist oder eher durch Faktoren wie falsche Ernährung oder eine Störung der Magen-Darm-Flora erworben wird. Zudem scheint eine Unterversorgung mit bestimmten Vitalstoffen wie Vitamin B6 bei der Unverträglichkeit von Histamin eine Rolle zu spielen. Vitamin B6 fungiert als Coenzym beim Abbau des Histamins. Laut Untersuchungen weisen viele Histaminintolerante einen erniedrigten Vitamin B6-Spiegel auf.

Histaminintoleranz – Welche Symptome?

Die Beschwerden bei einer Histaminunverträglichkeit sind äußerst vielfältig und denen einer Allergie oder eines grippalen Infekts sehr ähnlich. Symptome im Verdauungstrakt sind Übelkeit, krampfhafte Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Reagiert das Herz-Kreislaufsystem kann es zu Kopfschmerzen, Herzrasen oder auch Schwindelanfällen kommen. Die Symptome an der Haut ähneln denen einer Allergie: starke Rötungen im Hals- und Gesichtsbereich (Flush), Ausschlag, Juckreiz, Quaddeln und Schwellungen. Auch Fließschnupfen, juckende und tränende Augen und Atemnot können auftreten. Wer nach dem Essen oder nach dem Konsum von Alkohol an mindestens drei der genannten Symptome leidet, sollte eine mögliche Histaminintoleranz durch eine ärztliche Untersuchung abklären lassen.

Histaminintoleranz – Diagnose

Leider gibt es bislang keinen Standard-Test zum Nachweis einer Histaminintoleranz. Zwar können Blut- und Urintests erste Hinweise liefern, indem sie über die Aktivität des Enzyms Diaminooxidase (DAO), die Histaminkonzentration sowie die Versorgung mit Vitamin B6, Vitamin C und Kupfer Aufschluss geben. Für sich allein sind sie aber nicht zuverlässig. An einem Ernährungs- und Symptomtagebuch führt deshalb kaum ein Weg vorbei. Das ist zwar etwas mühsam, aber sehr wichtig für die richtige Diagnose. Auch ein Provokationstest kann Hinweise liefern. Dafür ernährt man sich zwei Wochen lang histaminarm – werden die Beschwerden weniger, ist das ein guter Hinweis. Keine Histaminintoleranz liegt vor, wenn sich die Beschwerden durch die Ernährungsumstellung nicht bessern.

Histaminintoleranz – Behandlung

Der wichtigste Baustein der Behandlung ist eine histaminfreie bzw. -arme Ernährung. Und das bedeutet vor allem: Frisch auf den Tisch! Denn: Durch längere Lagerung oder Gärprozesse können Lebensmittel, die frisch kaum Histamin enthalten, unverträglich werden und Beschwerden auslösen. Der Botenstoff ist vor allem in lange gereiften und gelagerten Lebensmitteln enthalten, wie Hartkäse und Konserven. Aber auch Hackfleisch, Fisch und Sauerkraut weisen besonders hohe Werte auf. Auch auf der roten Liste stehen Lebensmittel, die das im Körper gespeicherte Histamin freisetzen. Dazu gehören Tomaten, Auberginen, Nüsse, Erdbeeren und Ananas. Die häufigste Ursache für Beschwerden aber ist Alkohol. Vor allem Rotwein macht Probleme. Wer trotzt Histaminintoleranz auf den Genuss von Alkohol nicht verzichten möchte, trinkt besser Weißwein statt Rotwein, Sekt statt Champagner und untergärige statt obergärige Biere – und auch davon nur kleine Mengen. Ausführliche Informationen zum Histamingehalt von Nahrungsmitteln bieten Lebensmittellisten. (1)

Histaminintoleranz – Medikamente

Nicht immer lässt sich die Aufnahme von Histamin über die Nahrung vermeiden, etwa im Restaurant oder auf Reisen. Um die Symptome zu verringern gibt es Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die man nach Bedarf einnehmen kann. So verhindern Antihistaminika ein Andocken des Histamins an seinen Rezeptoren. Sie beugen Beschwerden wie Nesselausschlag, Niesreiz, Schnupfen, Schwindel und Kopfschmerz vor bzw. lindern diese Symptome. Ein anderer Ansatz ist die Enzymersatztherapie. Wer nicht genau weiß, was auf den Tisch kommt oder einmal nicht auf besonders histaminhaltige Speisen verzichten möchte, kann vorbeugend das für den Abbau von Histamin verantwortliche Enzym Diaminoxidase in Kapselform zu sich nehmen. Da das histaminabbauende Enzym Diaminoxidase bestimmte Mengen an Vitamin B6 benötigt, um Histamin abzubauen, kann bei nachgewiesenem Vitamin B6-Mangel auch die Einnahme von Vitaminpräparaten (z.B. Vitamin B6 Hevert) sinnvoll sein.

hevert
Bild: Hevert