Angstzustände überwinden: selbst aktiv werden

Angst muss kein Dauerzustand sein und lässt sich mit harter Arbeit häufig überwinden.

Angstzustände entstehen, wenn Schutzfunktionen des Körpers außer Kontrolle geraten. Bild: diego cervo | fotolia

Angst ist aus biologischer Sicht lebensnotwendig. Im Lauf der Evolution sorgte sie für den entscheidenden Vorteil im Kampf um das Überleben, da sie eine Reihe von Hormonen im Körper aktiviert, die dem Menschen zu körperlichen Höchstleistungen und gesteigerter Aufmerksamkeit sowie Vorsicht verhelfen. Gerät diese Emotion jedoch außer Kontrolle, kommt es zu dauerhaften Angstzuständen oder Panikattacken.

Die Angst ermächtigt sich dann auf irrationale Weise unserer Gedanken, Emotionen und Körperreaktionen. Derzeit ist Ex-Jupiter-Jones-Sänger Nikolas Müller in aller Munde, da er über seine Angsterkrankung ein Buch geschrieben hat. Erstaunliche 15 Prozent der Bevölkerung erleben mindestens einmal im Leben einen Angstzustand. Dabei ist

Das lesen Sie in diesem Artikel:
Wie Angstzustände entstehen
Symptome von Angstzuständen
Drei Erklärungsansätze für die Ursache von Angstzuständen
Verhaltenstipps bei Angstzuständen
Schritte, um Angstzustände zu überwinden

Wie Angstzustände entstehen

Angst ist wie eine Art geistige Alarmfunktion. Sie schützt uns auf natürliche Weise vor Gefahren – zum Beispiel vor gefährlichen Tieren, wie Schlangen und Raubtieren. Daher haben auch heute noch viele Menschen Angst vor solchen Tieren, die früher eine ernste Bedrohung darstellten. Und so wird Angst erst dann als Störung eingestuft, wenn sie sich auf Dinge oder Situationen bezieht, von denen hierzulande keine direkte Gefahr ausgeht, wie etwa ungiftige Spinnen (Arachnophobie), statistisch sehr sichere Flugreisen (Aviophobie) oder fremde, aber friedliche Menschen (soziale Phobie). Wenn Ängste den Alltag oder die Lebensqualität unverhältnismäßig einschränken, gelten sie ebenfalls als Angststörung. Folgende Bedingungen liefern laut Experten Hinweise auf eine bestehende Angststörung:

  • Die Angst ist übermäßig stark
  • Die Dauer und Häufigkeit von Panikattacken nehmen mit der Zeit zu
  • Betroffene können Angstzustände aus eigener Kraft nicht überwinden
  • Aktuelle Lebensumstände erklären nicht das Ausmaß der Angst

Symptome von Angstzuständen

Beim Angstzustand kommt es zu einer starken Aktivierung des Sympathikusnervs. Dadurch erhöht sich der Herzschlag, der Blutdruck steigt, es kommt zu Zittern und Schweißausbrüchen oder Frieren. Manche Menschen klagen auch über wacklige Knie und spüren ein Kribbeln in den Beinen, Stiche im Brustkorb oder einen Kloß im Hals. Bei einem akuten Angstzustand oder einer Panikattacke kommt es aber auch zu psychisch belastenden Gedankenmustern. Es zeigt sich eine angstverstärkende, negative Erwartungshaltung, dass eine mögliche Katastrophe eintreten könnte („Ich werde in Ohnmacht fallen“ oder „Ich werde es nicht schaffen“). Diese wiederkehrende Überforderung des vegetativen Nervensystems ufert in der Folge oft in Unruhe und Schlafstörungen aus, was die Situation zusätzlich erschwert. Günstig sind in diesem Fall mild unterstützende homöopathische Arzneimittel, die begleitende Symptome wie nervöse Unruhe mildern können. Komplexmittel mit mehreren homöopathischen Bestandteilen wie etwa Calmvalera Hevert Tropfen oder Tabletten können durch die ausgleichenden Wirkstoffe (beispielsweise Baldrian und Passionsblume) Abhilfe schaffen, ohne eine Abhängigkeit zu erzeugen.

Drei Erklärungsansätze für die Ursache von Angstzuständen

Es ist nicht bekannt, wodurch Angststörungen eigentlich entstehen, doch gibt es drei plausible Erklärungsansätze:

  1. Lerntheoretischer Ansatz. Manche Experten gehen davon aus, dass negative Gefühle der Angst erlernbar (und auch wieder verlernbar!) sind. Dabei tritt die Angst in einer typischen beängstigenden Situation erstmalig auf und wird als unangenehm empfunden. Daraufhin wird die Situation gemieden oder durch Medikamente, wie Beruhigungsmittel oder Alkohol „entschärft“. Die Vermeidungsstrategie führt zu einem Teufelskreis, der die Angst aufrechterhält: Wer sich der Situation nicht erneut stellt, kann auch nicht feststellen, dass seine Ängste mitunter unbegründet waren.
  2. Neurobiologischer Ansatz. Eine andere Erklärung könnte sein, dass das autonome Nervensystem, das die inneren Organe (unter anderem Herz, Lunge, Magen und Darm) reguliert, bei den Betroffenen sensibler reagiert als bei anderen Menschen. Die niedrigere Reizschwelle führt schneller zu Symptomen, die mit Angst in Verbindung gebracht werden (Schweißausbrüche und Herzrasen). Untersuchungen haben stichhaltige Hinweise auf diese Theorie ergeben, bewiesen ist sie jedoch aktuell noch nicht.
  3. Psychoanalytischer Ansatz. Psychoanalytiker gehen von ungelösten inneren Konflikten aus. Sie können entstehen, wenn die eigenen Bedürfnisse nicht ausgelebt werden können, weil sie auf Missbilligung durch das Umfeld stoßen würden: Diese Dissonanz zwischen Wunsch und Realität ist der pure Stress für die Psyche. Meistens führen solche Situationen zu einer Kompromisslösung, so dass das psychische Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Misslingt dieser Kompromiss, entsteht daraus Angst. Daher vertreten Experten die Meinung, dass Menschen mit Angststörungen vermutlich in der Kindheit nicht gelernt haben, ihre Ängste konstruktiv zu kanalisieren und verarbeiten.

Verhaltenstipps bei Angstzuständen

Grundsätzlich gilt: Wenn Sie vermuten, an einer Angststörung zu leiden, sollten Sie sich so schnell wie möglich Hilfe holen. Je länger eine Therapie herausgezögert wird, umso schwieriger wird das „Verlernen“ von einmal erlernten Angstmustern. Auf keinen Fall sollten Sie sich damit arrangieren oder versuchen, alleine damit zurechtzukommen. Ebenso wichtig ist es, der Angst nicht durch Vermeidung der auslösenden Situation aus dem Weg zu gehen. Nehmen Sie auf keinen Fall auf eigene Faust Beruhigungsmittel ein, denn diese machen sehr schnell abhängig und erschweren die Therapie. Auch Alkohol ist kein Problemlöser, denn Abhängigkeiten verkomplizieren die Situation.

Schritte, um Angstzustände zu überwinden

Angst und Vermeidung erzeugen häufig einen Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Angstzustände lassen sich überwinden. Bild: ARochau | fotolia

Um aus dem Teufelskreis aus Angst und Vermeidung auszusteigen, orientieren Sie sich an den folgenden Regeln.

  1. Bewusstwerden. Vergegenwärtigen Sie sich, dass Ängste entstehen, weil Sie eine Situation als gefährlich ansehen und nicht, weil die Situation als solche gefährlich wäre. Es geht also darum, sich seiner Angstvorstellungen bewusst zu werden, um sie verändern zu können.
  2. Reframing. Finden Sie heraus, welche Gedanken Ihnen Angst einflößen. Versuchen Sie durch eine Neuinterpretation der Umstände (Psychologen nennen das „Reframing“), die Angst vor dem scheinbar Unausweichlichen in eine bejahende, und realistischere Sicht umzuwandeln: Anstatt zum Beispiel zu sagen „bestimmt werde ich fallen…“ sagen Sie sich: „Ich bin durch ein Geländer gesichert, es ist nur die Angst, die ich als unangenehm empfinde. Ich kann die Angst besiegen, indem ich mich der Situation stelle.“
  3. Konfrontation. Wenn Sie sich entsprechend auf eine von Angst besetzte Situation vorbereitet haben, können Sie diese gezielt suchen, um sich mit ihr zu konfrontieren. Das Konfrontationstraining können Sie alleine durchführen, besser funktioniert es jedoch in einer Therapie. Begeben Sie sich zunächst in Situationen, die Ihnen nur geringe Ängste bereiten und steigern Sie langsam die Schwierigkeit. Machen Sie sich bewusst, dass die Angstgefühle nur ihrer Vorstellung entspringen und bleiben Sie so lange in der Situation, bis die Angst nachlässt. Das ist der wichtigste Aspekt, denn andernfalls wirkt die Konfrontationstherapie nicht.
  4. Gezielte Entspannung. Durch das Erlernen von autogenem Training oder progressiver Muskelentspannung können Sie Ihre Erfolge stabilisieren, denn Entspannung und Angst können nicht gleichzeitig empfunden werden.
  5. Bewegung. Sport und Entspannungsübungen können Angstreaktionen langfristig verringern.