Homöopathie in der DDR – verpönt, aber geduldet

Homöopathie erhielt durch das DDR-Regime als sogenannte preisgünstige „Placebotherapie“ eine zweifelhafte Aufwertung

Homöopathie erhielt durch das DDR-Regime als sogenannte preisgünstige „Placebotherapie“ eine zweifelhafte Aufwertung | Bild: sil – fotolia

Gab es in der DDR Homöopathie? Wenn ja unter welchen Bedingungen wurde sie praktiziert? Dieser Frage ging die Meissener Homöopathin Anne Nierade in ihrer Dissertation „Homöopathie in der DDR. Die Geschichte der Homöopathie in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR 1945 bis 1989“ nach, die 2013 als Arbeit zur Homöopathiegeschichte mit dem Hans-Walz-Förderpreis ausgezeichnet wurde.

Zentrum der Homöopathie

Die Dissertation skizziert eindrucksvoll sowie spannend die Geschichte der Homöopathie in der DDR. Einige wenige Ärzte kämpften genau dort mit höchstem persönlichem Einsatz und Engagement um das Überleben der Homöopathie, wo diese Heilkunst ihren Ursprung hatte. Bereits Theodor Fontane schreibt in seinem Roman „Unwiederbringlich“: „Ich betone Leipzig, weil es die Hochburg der Homöopathie ist“(1). Leipzig bzw. Sachsen ist die Heimat von Samuel Hahnemann, Constantin Hering und Adolf zur Lippe und war bis zum zweiten Weltkrieg das Zentrum der Homöopathie in Deutschland.

Heilpraktiker und homöopathisch tätige Ärzte unter Kritik

Nicht viel mehr als geduldet war die Homöopathie in der DDR. Heilpraktiker und homöopathisch tätige Ärzte waren in den 1950er Jahren immer stärkerer Kritik durch die medizinischen Fakultäten der DDR ausgesetzt. Sie wurden argwöhnisch beobachtet, konnten jedoch praktizieren. Direkte Verbote wurden nicht ausgesprochen. Insgesamt vier pharmazeutische Unternehmen gewährleisteten die Versorgung mit den notwendigen Arzneimitteln.

Mängel des DDR-Gesundheitswesens

Als in den 1980er Jahren die Mängel des DDR-Gesundheitswesens immer offener zutage traten, erfuhr die Homöopathie als sogenannte preisgünstige „Placebotherapie“ eine zweifelhafte Aufwertung durch das DDR-Regime. Gerade in den strukturärmeren ländlichen Gebieten gewährleisteten Heilpraktiker einen Großteil der medizinischen Versorgung der Menschen und genossen hohes Ansehen in der Bevölkerung.