Geschichte der Homöopathie: Verfechter homöopathischer Komplexmittel
Ob gegen Erkältungen oder Schlafstörungen – selbst in der Schulmedizin sind homöopathische Komplexmittel als nebenwirkungsarme, sanfte Therapie zahlreicher Beschwerden gefragt. Ihre Geschichte ist beinahe so alt wie die der klassischen Homöopathie selbst. Zu Zeiten Hahnemanns war es unter anderem der Arzt Arthur Lutze, der allen Widerständen seiner Kollegen zum Trotz eine Kombination homöopathischer Einzelmittel empfahl.
Der italienische Hahnemann-Schüler Gaudenzio Soleri (um 1850) gab einem Patienten mehrere homöopathische Einzelmittel mit nach Hause. Doch statt sie – wie aufgetragen – nacheinander einzunehmen, nahm er sie alle auf einmal – und bedankte sich anschließend für seine Genesung. Während Soleri per Zufall zu einem glühenden Anhänger von homöopathischen Mischungen wurde, experimentierten andere Schüler Samuel Hahnemanns (1755–1843) ganz bewusst mit „Doppelmitteln“, also der Gabe von zwei homöopathischen Arzneimitteln gleichzeitig.
„Vielmischerei“: Hahnemann und sein Veto
Damit verstießen sie gegen das Einzelmittelprinzip ihres Lehrers. Auch wenn Hahnemann durch die Erfolgsberichte seiner Schüler hin- und hergerissen war, sprach er sich letztlich gegen diese Erweiterung seiner Heilmethode aus und blieb selbst dem Prinzip der Einzelmittel treu: „In keinem Fall von Heilung ist es nötig, mehr als eine einzige einfache Arzneisubstanz auf einmal anzuwenden.“ In der Klassischen Homöopathie ist das noch heute ein Dogma und die Verordnung von Komplexmitteln undenkbar.
Der Grund für sein Veto war vermutlich jedoch weniger medizinisch begründet. Vielmehr fürchtete er wohl eher um das Ansehen seiner Heilmethode. „Vielmischerei“ war ein Grundprinzip der damals herrschenden Medizin. An der „Allopathie“, wie er sie nannte, bemängelte er vor allem die drastischen Methoden wie Aderlässe, Klistiere und chirurgische Eingriffe. Diese Versuche, die materielle Ursache der Krankheit zu beseitigen, schwächten – so Hahnemann – lediglich den Körper und verschlimmerten die Krankheit. Tatsächlich traf das auch oft zu. Und auch Vergiftungen durch sehr starke Medikamente waren an der Tagesordnung. Um einen klaren Kontrapunkt zur Medizin seiner Zeit und ihren drakonischen Therapien zu setzen, musste er seine Heilmethode klar davon abgrenzen.
Arthur Lutze und Emanuel Felke
Doch der Begründer der Homöopathie konnte die Entwicklung nicht aufhalten. Für die Verbreitung der neuen Methode sorgte posthum vor allem der deutsche Arzt Arthur Lutze (1813–1870). Er baute in Köthen die erste homöopathische Klinik der Welt auf. Wegen seiner unkonventionellen Behandlungsmethoden war er bei zeitgenössischen Medizinern wie Homöopathen umstritten und galt als „Wunderheiler“. Neben geradezu modern anmutenden Vorschriften zu Ernährung und Lebensführung setzte Lutze homöopathische Doppel- und Mehrfachmittel ein. Und das vor allem, um Zeit zu sparen. Denn er war so gefragt, dass hunderttausende von Patienten in die Lutzeklinik strömten. Da blieb nicht genug Zeit, um das passende Einzelmittel für jeden einzelnen Patienten zu finden. Bis zu seinem Tod behandelte Lutze 1,5 Millionen Patienten, die meisten erfolgreich.
Der Erfolg mit den homöopathischen Gemischen gab ihm Recht und förderte die Verbreitung dieser Methode. Basierend auf seinen empirischen Erfahrungen wurden in der Folge gezielt bestimmte Kombinationen für häufige Krankheitsbilder erprobt. Um 1900 entstand das erste ausgereifte Komplexmittelsystem.
In diese Zeit fällt auch das Wirken von Emanuel Felke (1855-1926), der noch heute als „Lehmpastor” bekannt ist. Auch Felke begann mit den Methoden der klassischen Homöopathie, bevor er mit komplex zusammengesetzten Homöopathika experimentierte. Dazu wählte er ein Einzelmittel aufgrund der klassischen Zuordnung der Symptome des Patienten und ergänzte es mit weiteren zu dieser Indikation passenden Einzelmitteln. Um die Selbstheilung zusätzlich anzuregen und auch tiefer liegende Ursachen zu behandeln, ergänzte er seine homöopathischen Komplexe schließlich durch weitere Einzelmittel mit bewährter Wirkung auf die Konstitution des Patienten und die bei bestimmten Krankheiten beteiligten Organsysteme. So entwickelte er zahlreiche Komplexmittel und passte sie an häufig beobachtbare Gesamtstörungen des menschlichen Organismus an.
Pflege des Felke-Erbes
So wurde eine große Anzahl der Rezepturen, die den Hevert-Arzneimitteln zugrunde liegen, in Zusammenarbeit mit Felke-Schülern geschaffen. Gegründet wurde die Hevert-Arzneimittel GmbH und Co. KG von dem Pharmazeuten Emil Hevert (1899-1957) in der langjährigen Wirkungsstätte Felkes, Bad Sobernheim. Hevert-Arzneimittel enthalten ausschließlich Urtinkturen und Verschüttelungen oder Verreibungen in tiefen D-Potenzen, die neben der homöopathischen auch eine pharmakologische Wirkung aufweisen. Das Sortiment umfasst knapp 100 mit medizinischen Indikationen zugelassene Komplexmittel.
Zugelassene homöopathische Komplexmittel: Wirksamkeit muss nachgewiesen werden
Aufgrund des hohen Zulassungsaufwandes werden homöopathische Einzelmittel meist ohne einen Nachweis der Wirksamkeit registriert. Ähnlich verhält es sich mit nur registrierten, aber nicht zugelassenen homöopathischen Komplexmitteln: bei diesen darf auf der Verpackung keine Angabe der Indikation stehen. Anders ist dies bei zugelassenen Komplexmitteln: Da auf der Verpackung ein oder mehrere Anwendungsgebiete genannt werden, muss die entsprechende Wirksamkeit der in den Komplexen enthaltenen Stoffe indikationsbezogen belegt werden. Kann der Wirksamkeitsnachweis für eine Substanz nicht erbracht werden, muss sie aus dem Komplex entfernt werden. Da der Zulassungsprozess zeit- und kostenaufwändig ist, belassen es viele Hersteller homöopathischer Komplexmittel bei der unkomplizierteren Registrierung. Die Komplexmittel der Firma Hevert-Arzneimittel sind zumeist zugelassene Arzneimittel mit Angabe einer Indikation.
Quellen und weiterführende Links:
Naturheilpraxis.de: Komplexmittel in der Homöopathie einmal sachlich betrachtet