Kapitel 2: Homocystein – Hauptursache Vitamin-Mangel

Bei etwa 70 Prozent der Fälle ist ein Vitaminmangel Auslöser für zu hohe Homocysteinwerte. Aber auch starkes Rauchen gilt als Ursache.

Bei etwa 70 Prozent der Fälle ist ein Vitaminmangel Auslöser für zu hohe Homocysteinwerte. Aber auch starkes Rauchen gilt als Ursache. | Bild: Claus Mikosch – Fotolia

Ein Zuviel des Stoffwechselprodukts Homocystein birgt große Gesundheitsgefahren, wie Kapitel 1 dieser Serie zeigte. Warum aber kommt es im Körper dazu? Experten gehen davon aus, dass etwa 30 Prozent der Betroffenen eine genetische Veranlagung dazu haben. 70 Prozent der Fälle eines erhöhten Homocysteinspiegels entstehen dagegen durch einen Mangel an den Vitaminen B6, B12 und Folsäure.

Dass die Homocysteinwerte allein aus genetischen Gründen natürlich höher als bei nicht Betroffenen sind (Hyperhomocysteinämie), kommt eher selten vor, eine andere Art genetischer Schwäche hingegen relativ oft: Das Enzym mit dem langen und komplizierten Namen Methylen-Tetra-Hydrofolat-Reduktase (MTHFR) funktioniert in diesem Fall nicht richtig und erzeugt dadurch einen erhöhten Homocyteinwert. Rund 10 bis 15 Prozent aller Menschen sind von dieser Enzymschwäche betroffen und die meisten wissen nichts davon. Sie brauchen eine höhere Menge an den Vitaminen B6, B12 und Folsäure als andere Menschen um gegenzusteuern.

Mangelversorgung mit B-Vitaminen

Neben den 30 Prozent genetischen Ursachen, lassen sich 70 Prozent aller erhöhten Homocysteinwerte auf eine Mangelversorgung mit den genannten Vitaminen zurückführen. Die häufigsten Ursachen für eine verminderte Aufnahme der Vitamine aus der Nahrung sind:

  1. Bodenverarmung und neue Züchtungen: Eine Verarmung der Agrarflächen an Nährstoffen und neue Lebensmittelzüchtungen führen dazu, dass unsere Nahrungsmittel nur noch rund 20 bis 30 Prozent der Vitamine und Mineralien aufweisen, die sie früher einmal hatten.
  2. Ernte und Lagerung: Die Ernte von Obst vor der Reife sowie die häufig langen Lager- und Transportzeiten bewirken ebenfalls einen verminderten Nährstoffgehalt.
  3. Art der Zubereitung: Vitamine und Enzyme gehen häufig beim Kochen, Backen, Braten, Frittieren und bei der Zubereitung in der Mikrowelle verloren.
  4. Fertigprodukte und Diäten: Fertigprodukten, Fast-Food, haltbar gemachten Speisen und Getränken werden die Enzyme entzogen und Vitamine zerstört. Sie stellen somit nährstoffarme oder denaturierte Nahrungsmittel dar. Aber auch der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel aufgrund einer Diät oder eines bestimmten Ernährungsverhaltens (etwa vegetarisch oder vegan) führt häufig zu einer verminderten Aufnahme der B-Vitamine.

Welcher Homocysteinwert ist gesund?

Je niedriger der Homocysteinwert, desto besser ist dies für die Gesundheit. Ein Homocysteinspiegel zwischen sechs und acht Mikromol/Liter wird als gesund und sicher angesehen. Ein Wert von fünf Mikromol/Liter gilt als ideal. Diese Angaben dienen lediglich als Richtwerte, da in die Bewertung des persönlichen Homocysteinstatus auch immer individuelle Variablen mit einfließen, wie beispielsweise das Alter und der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten. Generell sollte der Homocysteinwert aber nicht über acht Mikromol/Liter steigen.

Autor und Arzt Dr. Paul Hudson schreibt als Experte für das Homocystein-Netzwerk: http://www.homocystein-netzwerk.de/

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