Digitale Gesundheitsinformationen und Online-Beratung: der richtige Umgang

Ärzte sehen die Suche nach Gesundheitsinformationen im Netz oft kritisch, denn sie halten viele Nutzer für überfordert, die gesuchten Informationen richtig einzuordnen.

Online-Beratung zu Gesundheitsthemen suchen heute immer Menschen. Aber die Infos richtig einzuordnen, ist gar nicht so leicht. | Bild: Monkey Business – Fotolia

Online-Beratung und das Suchen nach Gesundheitsinformationen im Netz nehmen stetig zu. Bereits vor sechs Jahren suchten zwei Drittel der Internetnutzer in Deutschland aktiv nach Gesundheitsinformationen, wie eine Befragung von 1.000 Personen zum Thema Online-Verhalten ergab. Experten gehen derzeit von ca. einer halben Million deutschsprachiger Angebote zu Gesundheitsinformationen im Internet aus. Sie bergen Chancen und Gefahren.

Ärzte sehen die Suche nach Gesundheitsinformationen im Netz oft kritisch, denn sie halten viele Patienten für überfordert, die gesuchten Informationen richtig einzuordnen. Sie werden schnell verunsichert und erwähnen dann im Gespräch Aspekte, die nicht auf sie zutreffen. Ohne das nötige Hintergrundwissen lassen sich die Informationen meist nicht richtig deuten. Trotzdem sind in unserer Informationsgesellschaft diese Angebote nicht mehr wegzudenken. Andere Ärzte haben durchaus positive Erfahrungen mit mündigen Patienten gemacht. Wenn sich der Patient bereits informiert hat, kann die knappe Sprechstundenzeit für eine tiefergehende Diskussion verwendet werden, anstatt nur über die Grundlagen zu informieren. Daher ist ein sinnvoller Umgang mit dem Online-Angebot wahrscheinlich zielführender, als die Digitalisierung pauschal zu verteufeln. Hier erfahren Sie einige Möglichkeiten, wie Sie Inhalte von digitalen Gesundheitsinformationen und Online-Beratungen richtig einordnen können.

Gesundheitsinformationen: Die Spreu vom Weizen trennen

Die Unterscheidung zwischen qualitativ hochwertigen Angeboten und unseriösen Informationen fällt auf dem unübersichtlichen digitalen Gesundheitsmarkt auf den ersten Blick schwer. Wenn man jedoch einige Kriterien beachtet, die ein seriöses Gesundheitsportal im Netz erfüllen sollte, findet man durchaus brauchbare Informationen.

  1. Überlegen Sie sich vorher, was Sie mit der Suche bezwecken und notieren Sie sich einige Stichworte. Gibt es Krankheitsinformationen, die Sie lieber nicht wüssten, weil sie eine zu große Belastung darstellen? Viele Symptome haben eine Vielzahl möglicher Ursachen, die aber nur der Arzt zuordnen kann.
  2. Fehler unterlaufen selbst seriösen Anbietern. Vergleichen Sie die Informationen verschiedener Angebote, um mögliche Fehler auszuschließen.
  3. Prüfen Sie, ob der Anbieter vertrauenswürdig ist oder ob er bestimmte kommerzielle Ziele verfolgt. Unter „Kontakt“ oder „Impressum“ sollten Name, Adresse, und Kontaktmöglichkeiten per Telefon oder E-Mail angegeben sein. Außerdem sollten Informationen zu finden sein, wie sich die Seite finanziert. Werbung und redaktionelle Beiträge sollten strikt getrennt sein.
  4. Zu einer nicht-kommerziellen Ausrichtung gehört auch die Ausgewogenheit von Informationen. Neben der Wirkung und den Vorteilen sollten ebenfalls Nebenwirkungen, Risiken und Nachteile einer Therapie beleuchtet werden.
  5. Nutzen Sie insbesondere Informationen von so genannten „vertrauenswürdigen Institutionen“, wie Universitäten, wissenschaftlichen Fachgesellschaften, staatlichen Einrichtungen, Ministerien, Krankenkassen, Selbsthilfeorganisationen oder qualitätsgesicherten Informationsportalen.
  6. Der Text sollte für Laien gut verständlich sein. Dazu gehört eine klare Gliederung und ein verständlicher Schreibstil, der Fachausdrücke erklärt. Außerdem ist es ein Plus, wenn der Name und die Qualifikation des Autors genannt werden.
  7. Bei Heilversprechen oder Angstmache sollten Sie grundsätzlich misstrauisch sein.

Folgen von Online-Beratung und Gesundheitsinformationen für die Nutzer

Patienten haben ein Anrecht darauf, sich neben den manchmal sehr kurzen Erklärungen der Ärzte selbst zu informieren, bei Online-Beratungen zweite Meinungen einzuholen und nach alternativen Behandlungskonzepten zu suchen. Ist eine vertrauenswürdige Informationsquelle gefunden, stellt sich eine andere, noch wichtigere Frage. Können Laien, die ja die Mehrheit der Suchenden ausmachen, die Informationen richtig bewerten und sie für ihre Gesundheit gewinnbringend nutzen? Die Antwort: es kommt auf den Nutzer an. Studiendaten aus den USA und Großbritannien weisen darauf hin, dass ca. 20 % der Befragten Probleme haben, selbst einfache Gesundheitsinformationen zu verstehen. Nur 12 % sind kompetent genug, anspruchsvolle Informationen zu verarbeiten. Darüber hinaus wurden zwar laut einer anderen Untersuchung zum Thema E-Health 30 % der Nutzer durch die gefundenen Informationen beruhigt, aber immerhin 15 % verspürten dadurch Angst, 14 % sagten Arzttermine ab und 4 % änderten eigenmächtig die verordneten Medikamente.

Vermeintlich einfacher für Laien ist die Online-Beratung, bei der Fachleute per Chat oder Videofunktion Frage und Antwort stehen. Achten Sie bei einer Online-Beratung unbedingt auf die Qualifikation des Anbieters und der beratenden Experten. Allerdings können auch Online-Beratungen das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder Heilpraktiker nicht ersetzen. Denn Patienten müssen verstehen und handeln lernen, nicht bloß „informiert“ werden, und das erfahren sie möglicherweise doch am besten in einem geschützten therapeutischen Rahmen, in dem sich ein offener Dialog entwickeln kann.