Kapitel 2: Johannes Weber – Urbane Landwirtschaft nachhaltig fördern

Die eigene Bienenzucht auf der Terrasse, im Garten oder auf dem Balkon kann jeder sehr einfach durch den Bienenbox-Bausatz von Stadtbienen e. V. aufbauen. Seminare und Kurse vermitteln das Wissen um die Bienenhaltung. | Bild: Anna Pawlicki

Im ersten Kapitel sprach Johannes Weber darüber, warum Bienen in der Stadt immer wichtiger werden. In der Fortsetzung seines Interviews geht es vor allem um die Motivation der Gründer und um den Lebensraum „Stadt“ für Bienen.

Was bedeutet das Konzept persönlich für Dich und für euer Team?

Ich habe den Verein gegründet, weil ich der Überzeugung bin, dass die Thematik des Bienensterbens uns alle etwas angeht. Es muss Organisationen wie den Stadtbienen e. V. geben, um diese Thematik stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Meine Vision ist es, die Bewegungen, die in den letzten Jahren entstanden sind, zu vernetzen, um einen möglichst flächendeckenden Austausch zu fördern.

Außerdem will ich Aufräumen mit dem Vorurteil, dass Bienenhaltung kompliziert und arbeitsintensiv ist. Jeder kann imkern, wenn er sich der Verantwortung bewusst ist und sich mit dem Wesen der Biene beschäftigt. Mit Stadtbienen e. V. haben wir eine zentrale Anlaufstelle für Menschen geschaffen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten – undogmatisch und durchdacht.

Natürlich befriedigt der Erfolg, den wir haben, auch auf der persönlichen Ebene. Ich bin stolz und froh, dass es von den Menschen angenommen wird und immer mehr dazukommen.

Warum „Stadtbienen“, gehören Insekten nicht eher aufs Land?

Die Bienen fühlen sich wohl und die Stadt gewinnt durch sie an Lebensqualität. Wir sehen die zunehmende Bevölkerung der Städte mit Bienen als Teil der Bewegung hin zur, wie ich das nenne, urbanen Landwirtschaft. Kritiker werfen oft ein, dass Städte eine höhere Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden aufweisen. Untersuchungen konnten aber bislang keinerlei Rückstände im Stadthonig nachweisen, übrigens auch nicht von Kohlenwasserstoffen oder Schwermetallen. Beim Landhonig dagegen finden Forscher immer wieder Rückstände von Pestiziden, dies aber nicht in gefährlichen Dosen.

Finden die Bienen in der Stadt genug Blumen beziehunsgwesie Nahrung?

Bislang ist das noch überhaupt kein Problem. Natürlich muss man darüber nachdenken, wenn es immer mehr Bienen in der Stadt werden. Wo hier der Wendepunkt ist, lässt sich nicht sagen. Aber wie oben schon erwähnt, sehen wir das als Teil der urbanen Landwirtschaft. Das heißt konkret, dass auch Grünflächen, Gärten und Dachbegrünungen in der Stadt in absehbarer Zeit deutlich zunehmen sollten.

Wie ist der Stadthonig im Vergleich zum Landhonig?

Honig lässt sich generell sehr schwer miteinander vergleichen. Es kommt zum Beispiel drauf an, ob es sortenreiner oder gemischter Blütenhonig aus verschiedenen Pflanzen ist. Die Geschmäcker sind so unterschiedlich wie die Pflanzen, von denen der Nektar stammt.

Wie wird euer Angebot angenommen?

Angefangen haben wir vor vier Jahren mit zwölf Menschen, die zusammen zwei Tage lang eine Bienenbox gebaut haben. Das war noch richtig anstrengende Handarbeit und fand im Hinterzimmer einer Kneipe in Berlin statt.

Heute sind die Boxen weitgehend convient. Der Aufbau ist leicht, was ich neben dem bewussten Interesse als weiteren wichtigen Grund für die steigende Nachfrage sehe. Für dieses Jahr hatten wir bei den BWB (Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung) 250 Boxen in Auftrag gegeben. Bis Mai wurde bereits die Jahresproduktion verteilt, so dass wir nachordnern müssen. Für nächstes Jahr planen wir mehr Boxen.

Wie siehst Du euer Engagement im gesellschaftlichen Kontext?

Ich war selbst erstaunt, wie viel Anklang die Idee gefunden hat, nachdem ich das Konzept der BienenBox veröffentlicht hatte. Ein sehr positives Feedback stellt ein renommierter Umweltpreis (Green Tec Award) dar, der unsere Idee als „einfach aber genial” bezeichnet. Weitere Kooperationen sind in Planung und es gibt noch viele Ideen, die ich verwirklichen will.

Wichtig finde ich, die Bienenhaltung im städtischen Raum gemeinsam mit anderen zu erforschen und Gesetzeslagen im Mietrecht dahingehend zu beeinflussen, dass Bienenhaltung in der Stadt verbreitet und anerkannt wird.

Als gemeinnütziger Verein haben wir auch die Ambition, wirtschaftlich nachhaltig zu arbeiten. Dabei verfolgen wir ein Social Business-Konzept. Die Menschen, die sich für den Verein engagieren und etwas leisten, sollen für ihren Aufwand entschädigt werden. Und zwar immer so, dass sich der Verein weiterhin tragen kann.

Lesen Sie hier alle Gästeblog-Beiträge von Johannes Weber über Stadtbienen.

>Sehen Sie hier unser Dossier zum Thema Insekten