Kapitel 1: Schulmedizin und Homöopathie vereinen

Intensive Gespräche mit dem Patienten vermitteln seinen Gesundheitszustand. So kann der Arzt herausbekommen, ob der Patient zur Selbstheilung fähig ist oder aber eine helfende, massive Intervention benötigt.

Intensive Gespräche mit dem Patienten vermitteln seinen Gesundheitszustand. So kann der Arzt herausbekommen, ob der Patient zur Selbstheilung fähig ist oder aber eine helfende, massive Intervention benötigt. | Bild: carlosseller – Fotolia

Schulmedizin und Homöopathie – manchmal entsteht der Eindruck, als seien dies Gegenspieler. Dass es hier zu einem Umdenken kommen muss und integrative Ansätze wichtig sind, diese Meinung vertritt Dr. med. Michaela Ludwig. Die Mutter von vier Kindern hat eine schulmedizinische und homöopathische Ausbildung und wendet alternative Behandlungsformen in ihrer Praxis in Bad Soden am Taunus an.

Frau Dr. Ludwig, Sie haben im Studium angefangen, sich mit alternativen Therapieformen zu beschäftigen. Im Curriculum waren aber Homöopathie und Co. nicht vorgesehen?

In der Tat, in der Prüfungsordnung und dem Curriculum für das Medizinstudium war kaum etwas zu naturheilkundlichen Therapien oder zur Homöopathie enthalten. In der Prüfung gab es von etwa 1.000 Fragen vielleicht 5 dazu. Allerdings waren diese oberflächlich. Die schulmedizinische Ausbildung ist naturheilkundefern. Ich nahm im Studium die Spaltung wahr, da ich mich dort bereits für Alternativmedizin interessierte. Doch allein in den Begriffen zeigt sich eine Polarisierung. Und wenn ich Fragen zu alternativen Therapien hatte, wurde das meist abgebügelt: „Das gehört nicht zum Fach“.

Als niedergelassene Ärztin stehen Sie der Homöopathie offen gegenüber. Warum?

Weil viele alternative Methoden wie die Homöopathie seit Jahrhunderten funktionieren und Menschen damit erfolgreich behandelt werden. Das kann nicht nur Humbug sein und schon gar nicht durch einen relativ kurzen Zeitraum der technikorientierten, modernen Medizin über Bord geschmissen werden. Daher bin ich den alten, tradierten Methoden gegenüber sehr aufgeschlossen. Zudem habe ich schon viele positive Erfahrungen damit gemacht, was mich darin bestärkt, diese auch einzusetzen. Leider ist die Homöopathie noch nicht als Fach bei der Bundesärztekammer angelegt. Daher bedeutet eine Ausbildung in diese Richtung immer noch großen Aufwand. Wer sich dafür interessiert, muss nach dem Studium noch einmal richtig viel lernen.

Haben Sie selbst Erfahrungen in der Anwendung der Homöopathie gemacht?

Ja natürlich, zum Beispiel in der Behandlung von Tieren. Lässt sich beim Menschen eventuell noch behaupten, Behandlungserfolge seien „nur“ über den Placebo-Effekt zu erklären, gilt das bei Tieren nicht in diesem Maß. Hier lassen sich die Erfolge sehen und entsprechend bewerten. Persönlich habe ich auch sehr positive Erfahrungen mit der Homöopathie und anderen alternativen Methoden gemacht. Meine Kinder wurden nur in den allerseltensten Fällen schulmedizinisch behandelt, also überwiegend naturheilkundlich und homöopathisch.

Können Sie, wenn möglich aus Ihrer Praxis, Beispiele nennen, bei denen Schulmedizin und Homöopathie zum Wohl des Patienten zusammenwirkten und geholfen haben?

Wir haben es ja mit Krankheiten zu tun. Und dafür brauchen wir die gesamte Klaviatur der Behandlungsmöglichkeiten. Grundsätzlich kann der Körper immens viel selbst tun. Er hat eine ausgesprochen hohe Regulationsfähigkeit, mit der die Selbstheilungskräfte des Körpers gesteuert werden. Solange er diese Fähigkeit aufrechterhält, lässt sich bei Störungen mit wenigen Impulsen sehr viel erreichen. Manchmal ist es aber so, dass durch die Erkrankung Impulse nicht mehr ausreichen. Hier braucht es eine schulmedizinische Intervention, damit der Körper die Regulationsfähigkeit zurückerhält. Ein Beispiel dazu: Ein Patient hat eine schwere, eitrige Streptokokken Infektion. Er bekommt hohes Fieber und wird kraftlos. Hier bietet sich eine integrative Behandlung an. Mit Antibiotika überwindet der Körper die massive Entzündung, damit der Körper seine Selbstheilungskräfte wieder aktivieren kann. Danach folgt mit alternativen Therapien eine Immunstimulation.

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