Extremes Schwitzen: Ursachen und Therapiemöglichkeiten

So sehr wie in der Sauna schwitzen – für manche Menschen ist dies ein krankheitsbedingtes Problem.

Schwitzen in der Sauna ist normal. Wenn Menschen jedoch im Alltag übermäßig Schwitzen, sollte dem nachgegangen werden. | Bild: sabine hürdler – Fotolia

Flecken auf der Kleidung und feuchte Hände sind uns peinlich. Dabei schwitzen wir alle, unabhängig davon, ob eine Hyperhidrose vorliegt. Jeder wird mit bis zu vier Millionen Schweißdrüsen geboren. Ihre Aktivität beeinflussen jedoch Hormone und Gene. Hitzewallungen sind eine unangenehme Begleiterscheinung der Wechseljahre. Doch ob Hormonhaushalt oder Veranlagung – einfache Tipps und Homöopathie können helfen.

Ursache des Schwitzens
Schweiß und Geruch
Normales Schwitzen oder Hyperhidrose?
Mittel gegen Schwitzen: Deo ist nicht gleich Deo
Hyperhidrose – Therapiemöglichkeiten
Pflanzliches gegen Schwitzen und Hitzewallungen
Homöopathische Mittel und Salbei gegen Schwitzen
Abkühlung von innen

Ursache des Schwitzens

Um unsere Kerntemperatur konstant auf 37 Grad zu halten, dünsten wir täglich einen bis zwei Liter Flüssigkeit aus. Bei hohen Außentemperaturen und körperlicher Anstrengung können es sogar mehr als sechs Liter pro Tag werden. Gesteuert wird die körpereigene Kühlanlage über den Sympathikus-Nerv. Er gehört zum autonomen Nervensystem und das können wir, wie die Bezeichnung „autonom“ schon sagt, willentlich nicht beeinflussen. Ob es an einer Überaktivität des sympathischen Nervensystems oder einem Defekt der Schweißdrüsen liegt, dass manche Menschen mehr schwitzen, ist bisher jedoch noch nicht geklärt.

Schweiß und Geruch

Hitzeschweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser, der Rest sind Mineralien wie vor allem Natriumchlorid – also Kochsalz, was den salzigen Geschmack erklärt. Hitzeschweiß kommt vor allem aus den ekkrinen Schweißdrüsen. Diese sitzen in den Handtellern, den Achselhöhlen und den Fußsohlen. Hitzeschweiß ist absolut geruchlos, zumindest bis ihn Bakterien auf der Haut zersetzen. Wenn uns bei einem Vorstellungsgespräch oder anderen emotionalen Ausnahmesituationen der Schweiß ausbricht, sind zusätzlich die apokrinen Duftdrüsen im Einsatz. Sie werden erst mit der Pubertät aktiv und sorgen für den individuellen Körpergeruch, der etwa bei der Partnerwahl darüber bestimmt, ob man jemanden riechen kann oder eben nicht. Feuchte Hände und Füße bei Aufregung sind uns heute unangenehm. Unseren Vorfahren aber erleichterten sie bei Gefahr die Flucht. Mit vom Schweiß klebrigen Händen und Füßen hatten sie mehr Griff beim Laufen oder Auf-Bäume-Klettern.

Normales Schwitzen oder Hyperhidrose?

Auch wenn Viele unter ihrem Schweiß leiden, krankhaft schwitzen nur ein bis zwei Prozent der Deutschen. Mediziner sprechen dann von einer Hyperhidrose. Anders als man meinen könnte, spielt die Schweißmenge für die Diagnose keine Rolle. Ausschlaggebend ist, dass man völlig sinnlos schwitzt, also der Schweiß auch dann in Strömen fließt, wenn der Körper keine Abkühlung braucht – etwa bei eisigen Wintertemperaturen oder am Schreibtisch im klimatisierten Büro. Unterschieden wird in die primäre und sekundäre Hyperhidrose. Bei der primären Form schwitzen Betroffene meist nur an bestimmten Stellen wie Händen und Füßen oder unter den Achseln. Eine Ursache lässt sich nicht finden. Bei der sekundären Hyperhidrose rinnt der Schweiß dagegen meist am ganzen Körper. Da sich dahinter Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, Tumorerkrankungen oder Hormonumstellungen wie in den Wechseljahren verbergen können, sollte man die Ursache in jedem Fall von einem Arzt abklären lassen.

Mittel gegen Schwitzen: Deo ist nicht gleich Deo

1888 kam in den USA das erste Deodorant auf den Markt. Es bestand aus einer wachsartigen Creme, die als Wirkstoff Zinkoxid enthielt. Spray, Creme, Roller oder Salzkristall – das Angebot an Deos ist heute riesig. Den für den ungeliebten Schweißgeruch verantwortlichen Bakterien rücken sie mit Alkohol oder antibakteriellen Substanzen zu Leibe. Der Nachteil: Die Desinfektion beseitigt auch die „guten“ Bakterien, die zum Schutz der Haut beitragen. Nicht mit Deos zu verwechseln sind Antitranspirantien. Sie enthalten Aluminiumsalze wie Aluminiumchlorid. Diese Mittel werden am Abend aufgetragen, damit sich die Salze in der Nacht in den Drüsen einlagern können. Je höher die Konzentration der Aluminiumsalze, desto besser die Wirkung – aber desto größer ist auch die Gefahr von Hautreizungen. Am besten lässt man sich von einem Hautarzt oder in der Apotheke über das passende Deo beraten.

Hyperhidrose – Therapiemöglichkeiten

Eine weitere Möglichkeit, dem Schweiß am Ort des Geschehens zu Leibe zu rücken, sind Spritzen mit Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox. Das Nervengift hemmt in den Schweißdrüsen die Ausschüttung des für die Schweißproduktion verantwortlichen Botenstoffs Acetylcholin. Doch die Wirkung lässt meist nach sechs Monaten nach. Zudem ist die Prozedur schmerzhaft und die Kosten von circa 600 bis 1.000 Euro werden von den Krankenkassen meist nicht übernommen.
Acetylcholin ist auch der Angriffspunkt von Medikamenten gegen Hyperhidrose. Da der Botenstoff auch in den Speicheldrüsen im Mund, am Auge, am Herzen und im Gehirn aktiv ist, kommt es jedoch zu starken Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Sehstörungen.
Gute Erfahrungen bei starkem Schwitzen an Händen und/oder Füßen gibt es mit der sogenannten Leitungswasseriontophorese. Durch ein Bad von Händen und Füßen in Wasser, durch das sehr schwacher Strom geleitet wird, werden die Ionenkanäle der Schweißdrüsen irritiert. Der Effekt setzt allerdings erst nach circa zehn Behandlungen ein und die Therapie ist nicht geeignet für Patienten mit Herzschrittmacher oder Metallteilen im Körper.
Die einzige Behandlung, die auf Dauer hilft, ist die Operation. Dabei werden die Schweißdrüsen mit dem Fettgewebe abgesaugt. Doch auch diese Methode ist nicht ohne Risiken. Sie sollte nur von einem erfahrenen Spezialisten und auch nur dann durchgeführt werden, wenn sonst wirklich gar nichts mehr hilft. Denn: In vielen Fällen reichen sanfte Methoden zur Schweißreduzierung vollkommen aus.

Pflanzliches gegen Schwitzen und Hitzewallungen

Die Homöopathie hält verschiedene Mittel gegen Hyperhidrose bereit.

Homöopathische Mittel bietet sich als unterstützende Maßnahme bei Hyperhidrose an. | Bild: Fotolia – PhotoSG

Ob krankhaft oder nicht – übermäßiges Schwitzen, Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind oft eine große Belastung. Stichwort Wechseljahre: Mit bis zu 80 Prozent Betroffenen sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche die häufigste Begleiterscheinung dieser hormonellen Umstellungsphase. Die Einnahme von Hormonen kann helfen, wird aber wegen der bekannten Risiken (Brust- und Eierstockkrebs, Thrombosen, Embolien und Schlaganfälle) nur bei starken Beschwerden und auch dann nur so kurz und so niedrig dosiert wie möglich empfohlen. Vielen Frauen helfen auch pflanzliche oder homöopathische Mittel. Zurückhaltung ist jedoch bei den sogenannten Phytoöstrogenen aus Soja oder Rotklee angesagt, da ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nicht ausgeschlossen werden kann. Zu Extrakten aus der Traubensilberkerze ist die Studienlage widersprüchlich: In manchen Studien senken sie die Häufigkeit von Hitzewallungen, in anderen nicht.

Homöopathische Mittel und Salbei gegen Schwitzen

Bewährte Schüßler-Salze gegen übermäßiges Schwitzen sind Silicea D6 und Natrium chloratum D6. Das homöopathische Mittel der Wahl ist häufig Sepia. Für die Dosierung und Potenz der Globuli sollte man sich von einem Homöopathen beraten lassen.

Dass Salbei gegen Schwitzen hilft, war bereits im 17. Jahrhundert bekannt und ist heute wissenschaftlich belegt. Für die Zubereitung eines Tees reicht ein Teelöffel pro Tasse Wasser. Zur kurmäßigen Anwendung sollte man drei bis vier Tassen täglich trinken. Wichtig ist, den Tee vor dem Trinken abkühlen zu lassen, da heiße Getränke die Schweißbildung zusätzlich anregen.

Abkühlung von innen

Salbeitee wenden viele Menschen, die unter Hyperhidrose leiden, gern als Gegenmaßnahme an.

Dass Salbei, hier als Tee, gegen Schwitzen hilft, ist mittlerweile wissenschaftlich belegt worden. | Bild: emmi – Fotolia

Am einfachsten kann man sich durch die richtige Ernährung vor lästigen Schweißattacken schützen. Beobachten Sie, wonach Sie besonders stark schwitzen. Einigen Menschen treiben Chili & Co. den Schweiß auf die Stirn. Besser sind dann kühlende Gewürze wie Pfefferminze, Zitronenmelisse, Basilikum oder Kresse. Bei den Obstsorten wirken vor allem Südfrüchte wie Orangen, Zitronen, Limetten oder Melonen stark abkühlend. Erfrischend ist aber auch heimisches Obst wie Erdbeeren, Äpfel oder Birnen. Als Wachmacher eignen sich anstellte von schweißtreibendem Kaffee auch einige Tees, obwohl sie kein Koffein enthalten. Pfefferminz-Tee beispielsweise sorgt für einen klaren Kopf und kühlt von innen.

Apropos trinken: Der Irrglaube, dass man umso mehr schwitzt, je mehr man trinkt, hält sich hartnäckig. Das ist nicht nur Unsinn, sondern auch gefährlich. Wer viel schwitzt und zu wenig trinkt, riskiert ernsthafte Gesundheitsschäden. Jeder Mensch sollte daher mindestens zwei Liter am Tag trinken, idealerweise Wasser oder ungesüßte lauwarme Tees.



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