Safran: Gold aus dem Krokus

Safran ist nicht nur ein Gewürz. Schon in der Antike wurde seine heilende Wirkung geschätzt.

Safran ist nicht nur ein Gewürz. Schon in der Antike wurde seine heilende Wirkung geschätzt. | Bild: Geza Farkas – Fotolia

Krokusse sind uns als Frühlingsboten bekannt. Einige der rund 100 Arten des Schwertliliengewächses blühen jedoch erst im Herbst. Eine davon ist nicht nur schön, sondern auch kostbar. Der Safrankrokus (Crocus sativus) liefert das teuerste Gewürz der Welt. Und damit nicht genug: Schon in der Antike wurde Safran wegen seiner Heilwirkung auf Körper und Psyche geschätzt.

Als Heilmittel kommt Safran heute noch in der Homöopathie und der ayurvedischen Medizin zur Anwendung. Einige der aus der Volksheilkunde bekannten Gesundheitswirkungen sind mittlerweile auch wissenschaftlich belegt.

Safran: es ist nicht alles Gold, was glänzt

Für ein Kilo Safran werden 150.000 bis 200.000 Blüten verwendet. Das Gewürz liefern die Griffel in der Blütenmitte mit ihren je drei Stempelfäden. Geerntet werden die Safranfäden ausschließlich in Handarbeit. Selbst Spitzenpflücker schaffen maximal 80 Gramm pro Tag. Kein Wunder also, dass Safran sehr teuer ist. Ein Gramm kostet zwischen 4 und 14 Euro. Der hohe Preis führt leider auch zu Betrügereien. Vor allem in gemahlenem Safran stecken nicht selten Ringelblumenblüten, Curcuma, Ziegelmehl oder im schlimmsten Fall giftige Farbstoffe. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb nur Safranfäden kaufen. Am Ende sollten noch ein bis zwei Millimeter vom gelblich-weißen Griffel sichtbar sein. Das garantiert, dass es sich um echte Safranfäden handelt und nicht um nachträglich eingefärbte Fälschungen. Hauptanbaugebiete für Safrankrokus sind der Iran und Indien. Auch im Mittelmeerraum finden sich Anbaugebiete. Als Besonderheit gilt Safran aus der Wachau in Österreich (1) und aus dem Schweizer Wallis (2).

Safran: ein natürlicher Farbstoff

Von 0,01 Gramm Safran werden noch drei Liter Wasser gelb gefärbt. Daher auch der Name: Safran kommt aus dem Persischen und bedeutet „gelb sein“ oder „gelb werden“. Verantwortlich für die starke Farbkraft ist neben Carotinoiden wie Beta-Carotin und Lycopin, die man von Tomaten kennt, insbesondere das gelbe Crocin. Und dieser natürliche Farbstoff ist es auch, der zusammen mit dem Hauptaromastoff Safranal die Heilwirkung der Pflanze begründet.

Safran als Heilmittel

In der klassischen Homöopathie wird Crocus hauptsächlich zum Stillen von Blutungen und zur Linderung von Gemütsstörungen eingesetzt. Hauptanwendungsbereiche sind Frauenleiden und Menstruationsbeschwerden. Es wird auch zur Vermeidung einer Fehlgeburt in der Schwangerschaft verordnet. Die gebräuchlichsten Potenzen von Crocus sind D3 bis D12.

In der ayurvedischen Heilkunst gilt Safran schon seit über 2000 Jahren als Heilkraut, das Körper und Geist harmonisiert. Zudem soll er als „sattvisches“ Lebensmittel positive Energien wie Liebe, Mitgefühl und Hingabe stärken. Diese Wirkungen sind durch die moderne Forschung jedoch ebenso wenig belegt, wie sein Ruf als Aphrodisiakum. Seine angeblich antidepressiven, gedächtnissteigernden und krebsschützenden Effekte sind jedoch mittlerweile im Ansatz wissenschaftlich nachgewiesen.
So zeigte das im Safran enthaltene Crocetin (ein oxidatives Abbauprodukt der Carotinoide) in einer Laborstudie aus dem Jahr 2012 ein bedeutendes Anti-Krebs-Potenzial. Crocetin setzt das Wachstum und die Überlebensdauer von Krebszellen herab, ohne dabei gesunde Körperzellen zu schädigen. Wie sich diese Effekte für die Krebstherapie beim Menschen nutzen lassen, ist allerdings noch offen.

Dass Safran das Lernvermögen und die Gedächtnisleistung positiv beeinflusst, konnten Abe und Saito in ihrer Studie aus dem Jahr 2000 anhand von Versuchen mit Mäusen zeigen. Eine Rolle spielt dabei vermutlich die stark antioxidative Wirkung der Crocine. Allerdings ist auch hier noch ungeklärt, ob sich diese Pflanzenstoffe tatsächlich auch zur Behandlung von Krankheiten des zentralen Nervensystems (wie Alzheimer, Parkinson etc.) eignen.

Anders für den Einsatz von Safran als Antidepressivum: Hier existieren mittlerweile sogar klinische Studien. Wissenschaftler aus dem Iran fanden für das Gewürz eine ähnlich antidepressive Wirkung wie für die anerkannten Medikamente Imipramin und Fluoxetin. Der Vorteil: Safran wurde deutlich besser vertragen. Verantwortlich für die antidepressive Wirkung ist unter anderem das ätherische Öl Safranal. Dass es die Mengen des „Gute-Laune-Hormons“ Serotonin anheben kann, bestätigte 2013 eine amerikanische Meta-Analyse der University of Jacksonville, Forida. Ob Safran ähnlich wie Johanniskraut als pflanzlicher Stimmungsaufheller taugt, muss sich jedoch erst noch in größeren Studien am Menschen zeigen. Da leicht die Gefahr einer Überdosierung und damit Vergiftung besteht, ist zudem von Selbstversuchen mit Safran abzuraten.